Kapitel-03

Die Umkehr

Unsere erste Fahrt nach Kibaha, um unsere ID-Karten abzuholen, 14. März 2024

Kurze Zusammenfassung bis zum 13. Februar 2024

In Kapitel-01, beginnt unsere Reise, nachdem wir unser ganzes Hab und Gut veräussert hatten. Dazu ist mehr zu erfahren unter Aktuell bis Nov. 2023.

Im Kapitel-02, ist die Reise unserer Zusatzschlaufe beschrieben, welche wir leider unternehmen mussten.

So spielt das Leben manchmal mit seltsamen Überraschungen. Zum Glück lernen wir jedes mal, mit jeder Entscheidung, welche getroffen werden darf, etwas hinzu. Das Leben besteht aus Entscheidungen. Nur durch Entscheidungen sind wir am Leben, auch wenn es nur kleine Entscheidungen sind, wie– welche Brötchen soll Mensch jetzt kaufen–. Solange Entscheidungen getroffen und daraus Erfahrungen entstehen, ist Mensch am Leben.

Unsere Erfahrungen aus den letzten Monaten, führten uns zur Erkenntnis, was unsere Herzen und nicht unser Verstand verlangte. Es ist nicht immer leicht richtig zu fühlen. Unser Verstand wie auch unser Ego stehen oft im Weg und zeigen in eine völlig andere Richtung, in welche es gehen sollte.

Nun, zum Glück hat das Wetter in Portugal umgeschlagen, fast wären wir in die falsche Richtung abgebogen. Wir erkannten für einmal mehr, dass das Leben voller Tücken sein kann. Wer aufmerksam auf seine inneren Gefühle achtet, auf seine geistigen Begleiter hört, erkennt jedoch solche Gefahrenstellen. Manchmal etwas spät, doch besser spät als nie.

In diesem Kapitel-03, soll es also weiter gehen, auf unserem neuen Weg in Tansania. Wir berichten ab unserer zweiten Ankunft am 13. Februar 2024, als wir erneut in Tansania, diesmal in Dar es Salaam gelandet sind.

Zweite Ankunft in Dar es Salaam

Mit einem Tag Verspätung als geplant, landen wir erneut in unserer zukünftigen Wahlheimat Tansania. Diesmal nicht in Arusha, im Norden von Tansania. Nein, diesmal wählten wir Dar es Salaam, da die meisten Flüge über die Hauptstadt angeboten wurden und zum anderen, von Dar es Salaam ist es nicht weit bis nach Bagamoyo.

Ja, wir entschieden uns erneut für Bagamoyo, in unser zuletzt gewähltes Örtchen zu gehen, nördlich von Dar es Salaam gelegen. Das historische kleine Städtchen hat es uns scheinbar angetan. Obwohl alles historische kaum noch sichtbar ist und das was noch sichtbar ist, nichts ansehnliches enthält. Trotzdem zog es uns wieder hierher zurück, wer weiss warum, vielleicht erfahren wir den Grund einmal.

Seltsamerweise fühlten wir uns bei unserer Ankunft in Dar es Salaam, als ob wir nach Hause kommen würden. Es erschien uns nicht mehr fremd, selbst die Sprache, welche wir absolut noch nicht beherrschen, erschien uns so vertraut, als ob wir jedes Wort verstehen würden und wir uns endlich wieder verständigen könnten. 

So fühlten wir uns bei der Ankunft nach etlichen Stunden des Wartens und grosser Ungewissheit, innerlich ruhig und zufrieden. Obwohl wir noch eine drei stündige Fahrt, bei 34°Grad, bis nach Bagamoyo vor uns hatten. Es war uns egal, wir genossen die Wärme, unser Schweiss tropfte, wir wussten und spürten, wir haben es geschafft.

13. Februar, 19:00Uhr Abends, erreichen wir unsere Unterkunft „MegaLink Lodge“ in Bagamoyo. Es ist bereits tiefe Nacht. Nach 18:30 Uhr fällt hier der Vorhang, Dämmerung gibt es in dem Sinne keine.

Mit erstaunten, jedoch fröhlichen Gesichtern, wurden wir Empfangen. Wir sind nicht angemeldet, in der Hoffnung, ein Zimmer werde sicher frei sein. Leider war dem nicht so. Die Unterkunft war bis auf das letzte Zimmer ausgebucht. Der Taxifahrer, wie in Tansania so üblich, war noch da. Kein Taxifahrer fährt ab, ohne sich vergewissert zu haben, dass sein Fahrgast wirklich sicher angekommen ist. Obwohl nicht eingeplant, wollte er uns in die nächst empfohlene Unterkunft „Barcelona Lodge“ chauffieren. Wir lehnten ab, denn wir wussten, der Gute muss nun wieder 3 Stunden zurück fahren. Es gab kein wenn und aber, der Taxifahrer bestand darauf uns in besagte Unterkunft zu fahren.

So gaben wir nach, schliesslich waren wir auch froh unser Gepäck nicht umladen zu müssen. Die Fahrt mit GPS, sonst absolut Chancenlos, zeigte sich als nochmals mühsam. Über extreme holpersträsschen gelangten wir in die empfohlene Unterkunft.

Wir waren die einzigen Gäste, was uns kaum verwunderte, so versteckt diese Lodge doch gelegen ist. Uns war es egal, Hauptsache ein Bett und schlafen.

Nach sehr langer Reise von Portugal nach Dubai und mit einem Tag Verspätung in Dubai, endlich wieder in Bagamoyo…wir sind unendlich glücklich.

Umzug aus der Barcelona Lodge. Nach fünf Tagen gab es wieder freie Zimmer in unserer alten und gewohnten, wie auch preisgünstigen Unterkunft "MegaLink Lodge.

Unsere tansanianischen Kontakte informieren

Die fünf Tage in der „Barcelona Lodge“ brauchten wir zur Erholung und um zu Gewahr werden, dass wir tatsächlich angekommen sind.

Nach dem Umzug in unsere günstige und Vertraute Unterkunft „MegaLink Lodge“, wurden wir wieder aktiv. Denn nun begann das Vorhaben von neuem…ein Heim…wo wir uns niederlassen dürfen, zu finden.

So kontaktierten wir alle unsere Bekannten hier in Bagamoyo. Unser früherer Makler Angestellter, Rashid, zuerst. Denn Ihn beauftragten wir umgehend, wieder Ausschau nach geeigneten Häusern zu halten. Er kannte unsere Vorstellung eines Heim mit Garten. Es dauerte keine zwei Tage, hatten wir bereits wieder die ersten Besichtigungstermine. So verging die erste Zeit mit erneuter Suche nach unserem Heim. Erneut waren schöne Häuser zu besichtigen, doch keines nach unserer Vorstellung…zu gross…kein Garten…oder zu teuer. Ein anderer Bekannter, unser „Gärtner“ Simon (er handelt mit Pflanzen und Samen), fand für uns ein wirklich tolles Haus in sehr guter Umgebung, mit Gartenfläche und nahe am Strand, wie auch nahe beim Städtchen. Ideal also, wir waren hin und weg.

Nach Vereinbarung zu einem Treffen mit der Besitzerin und genauerem Betrachten des Hauses, führte uns die Realität wieder auf den Boden zurück. Zu viele offene Arbeiten müssten am Haus noch gemacht werden. Wie Fenster einsetzen, Küche installieren, Grundstück eingrenzen und viele weitere, jedoch kleinere Arbeiten. Dies alles würde auch umgesetzt werden, keine Frage, doch zu welchem Preis und in welcher Zeit. Uns war nicht danach, monatelang in einer Lodge zu hausen. Obwohl die ältere Dame, welche als Besitzerin auftrat, extrem sympathisch war, waren wir nicht bereit, viel Geld als Vorschuss zu leisten, damit die Arbeiten begonnen würden. Denn zum einen wussten wir, wenn einmal Geld geflossen ist, eilt es nicht mehr die Arbeiten abzuschliessen. Dies kann dann schnell mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Nein, das Haus muss zu beginn das notwendigste was erwünscht ist enthalten, sonst gibt es auch kein Geld. Es tat uns sehr leid, die Besitzerin und unser Vermittler Simon, akzeptierten unseren Entscheid, waren dennoch traurig, dass nichts aus dem Vorhaben wird. Auch wir waren enttäuscht, denn das Haus an sich entsprach mit Lage, Grösse und Preis unserer Vorstellung. Nun, es soll nicht so sein.

Haus nach unserer Vorstellung…jedoch mit kleinem Haken, am 22. Februar 2024

Die Überraschung

Alle uns bekannten Kontakte, Bekannte hatten wir benachrichtigt, mit einer Ausnahme, unser engster Freund Salim und Familie, wusste nichts von unserer Rückkehr nach Bagamoyo. Er stand uns stets als guten Berater unentgeltlich zur Seite. Eine Tasse warme Milch als Gegenleistung, waren für Ihn ausreichend. Ebenso wurden wir von Ihm zum Essen eingeladen und seine Frau und seine Familie bekochten uns mit köstlichem veganem Essen. Leider hatte er seine Telefonnummer in der Zwischenzeit gewechselt, so, dass er unsere Nachricht nicht erhalten hat.

Unser Dank an Ihn, war damals bei unserer Abreise, die fast neue Waschmaschine, welche wir seiner Familie überlassen haben, als Geschenk zur Erinnerung unserer Bekanntschaft. Wir waren froh, dass die Familie das Geschenk angenommen hatte, es stand sonst keine würdige Alternative zur Wahl und dieser Familie übergaben wir die Maschine aus vollem Herzen sehr gerne.

Eines Abends, wir sassen wie meistens, draussen vor unserer Unterkunft und genossen den Abend, kommt unser Freund Salim unverhofft daher. Er staunte nicht schlecht uns erneut anzutreffen. Nach kurzer Erläuterung unserer Geschichte der letzten Wochen und Monate, zückte er sein neues Telefon aus der Tasche, sprach etwas auf Swahili mit jemandem und meinte dann, wieder uns zuwendend, er habe für uns ein sehr schönes Haus zum Mieten. Morgen können wir es anschauen gehen.

Mensch kann es nicht in Worte fassen, aber solche Erlebnisse, dass ist Tansania, spontan, herzlich und immer hilfsbereit. Natürlich darf dabei nicht vergessen werden, hier ist jeder in der Selbstverantwortung. Dies heisst, jeder muss selber schauen wie er über die Runden kommt. So hat jede/r Einheimische/r ein unglaubliches Netzwerk von „Brüdern“ oder „Schwestern“ zur Hilfe. Mit dem Wissen, manchmal etwas Geld zu verdienen mit einer beliebigen Dienstleistung. So tragen sich die Leute hier gegenseitig, ohne jeglichen Konkurrenzgedanken.

Wie vereinbart, besichtigten wir zusammen mit Salim das Mietobjekt, welches uns bestimmt gefallen würde. Wir waren extrem gespannt, denn Salim wusste was wir besonders schätzten und was wir bereit waren zu bezahlen. Denn hier gibt es Häuser für sehr wenig Geld, bis zum riesigen Anwesen mit Villa und Gartenanlage für viel Geld.

Mit einem PickiPicki Dreirad zogen wir zu dritt mit dem Fahrer los zum Haus. Salim hatte bereits die Schlüssel organisiert. Die Fahrt führte an die äussere Grenze von Bagamoyo. Dies entsprach nicht ganz unserer Vorstellung, doch warten wir mal ab. Trotzdem, eine kleine Enttäuschung zeigte sich bereits. Die Fahrt führte über Pisten, welche mit einem normalen Auto nicht befahren werden können. Ausser mit der Gefahr, in irgend einem Sumpfloch stecken zu bleiben. Der PickiPicki Fahrer umfuhr die prekären Stellen geschickt, obwohl wir drei hinten sitzend, umhergerüttelt wurden wie Würfel in einem Würfelbecher. Auch das ist Tansania, hier nimmt Mensch die Strasse/Piste/Pfad wie sie ist, ohne ein Ausruf…oh wie tief ist denn jetzt diese Grube wieder.

Das letzte Stück schaffte der Fahrer dann doch nicht mehr, der Sand war zu tief. Die kleinen Räder würden zu tief einsinken. So marschierten wir die letzten ca. 150m zu Fuss. Ein erstes sehr ansehnliches Haus zeigte sich, wir liefen jedoch daran vorbei, schade dachte ich, dass wäre bestimmt auch interessant gewesen. Einige Schritte weiter, endlich, Salim steuert dem Eingangstor zu. Vom Haus ist nur die Dachspitze hinter der Mauer zu erkennen.

Ja, leider eine Mauer. Wir haben uns damit abgefunden. Hier in Tansania ist eine Mauer fast unumgänglich, sofern Mensch in Ruhe leben möchte. Ansonsten ist Dauerbesuch angesagt, sei es von einer Kinderschar oder einfach von netten Leuten, welche gerne hallo sagen möchten. Also, leider eine Mauer.

Salim öffnete endlich die Türe, welche im Eingangstor eingelassen ist. Wir traten ein und erblickten ein wunderbar kleines Häuschen, mit genügend grossem Umschwung für einen zukünftigen Garten. Noch wuchs das Gras hüfthoch und wartete darauf endlich geschnitten oder besser noch, gleich entfernt zu werden.

Im Haus zeigten sich zwei kleine Räume als Schlafzimmer mit separatem Badezimmer, einer Küchenecke ohne Küchenschränke, sowie der hier übliche „Dining room“. Der sonst noch übliche „Sitting room“ fehlte. Wobei diese zwei Räume in den meisten zuvor besichtigten Häuser eher Säle statt Zimmer waren. Gross ist schön, wir lieben es auch, doch Mensch kann es auch übertreiben.

Hier hatten wir also ein kleines Haus mit genau passenden Räumlichkeiten und genügend grossem Umschwung um einen Garten entstehen zu lassen. Zudem verfügte das Haus über eine eigene Wasserfassung mit Pumpe. Diese musste noch fertiggestellt werden, aber die Bohrung bestand bereits.

Die Zimmer sind eher klein gehalten, aber ausreichend für uns. Die Badezimmer ausreichend gross und praktisch zum Reinigen eingerichtet. Mit anderen Worten, obwohl der Standort nicht ideal ist, die Zufahrtsstrasse nicht existiert, sind alle anderen für uns wichtigen Aspekte wie, Preis, Grösse, eigenes Wasser und Nutzungsmöglichkeit vorhanden. Wir waren überwältigt und dankten unserem Vermittler und Freund Salim von ganzem Herzen.

Wir brauchten keine Bedenkzeit um eine Zusage abzugeben. Uns war klar, nach so vielen Hausbesichtigungen, dass dieses Haus am meisten unseren Ansprüchen genügt. Wir vereinbarten den Einzug auf den 1. März 2024, eine Woche nach unserer heutigen Besichtigung.

Erste Besichtigung unseres neuen Zuhauses, 24. Februar 2024

Die Waschmaschine

Ein Tag nach unserer Besichtigung, wurde also noch der geschäftliche Teil abgewickelt. In Tansania ist es üblich, so haben wir es erlebt, dass derjenige welcher ein Haus an einen Mieter vermittelt, eine Monatsmiete als Vermittlerlohn erhält. Wir hörten auch andere Versionen, dass der Vermieter diese Kosten übernimmt. Da unser Vermittler Salim eine sehr integre Person ist und wir nun schon zum zweiten mal diese Gebühr an den Vermittler bezahlen mussten, gehen wir davon aus, dass hier in der Region Bagamoyo dieser Vorgang üblich ist, denn es stand auch nie zur Frage, sondern wurde als selbstverständlich angenommen. Nun gut, gerne bezahlten wir eine Monatsmiete an unseren Freund und Helfer diesen Betrag.

Nach der Geldübergabe wurde Salim plötzlich sehr ernst und ermahnte uns jetzt gut zuzuhören. Wir wurden ganz still, so kannten wir Ihn nicht, den sonst so eher ruhigen und sehr gelassenen Salim.

Er begann mit den Worten…wir dürften nicht widersprechen und seinen Wunsch akzeptieren. Ohje, dachten wir, was kommt nun für eine Überraschung!

Er fuhr fort…seine Familie habe ihn ermahnt, jetzt wo wir wieder zurück in Tansania seien, wäre es seine Pflicht, uns die Waschmaschine wieder zurück zu geben.

Oh, Nein…widersprachen wir sofort. Das können wir leider so nicht akzeptieren. Schliesslich war die Waschmaschine ein Geschenk an Ihn und seine Familie und Geschenke werden nur zurückgenommen, sofern keine andere Möglichkeit bestehe.

Wir erkannten in seinem Gesichtszug die Erleichterung, seine Ehre bewahrt zu haben, indem er uns dieses Angebot unterbreitet hat. Er umarmte uns beide und er bedankte sich nochmals. Seine Familie war und ist sehr glücklich über den Dienst dieser Maschine, fügte er dankend hinzu.

Auch wir waren glücklich und zufrieden mit dieser Lösung, einem Freund und seiner Familie, einen echten Gefallen getan zu haben.

Einen anderen Menschen glücklich machen zu dürfen, ist nach wie vor, die grösste Freude

Die Mietbedingungen

Wird ein Haus in Tansania gemietet, besteht die einzige Möglichkeit vor Mietbeginn, gewisse Ausbauwünsche zu  verlangen. Bei unserem Haus war z. B. keine Küche vorhanden. Nur die Anschlüsse für Wasser, Ablauf und Steckdosen waren bereit zur Nutzung, der Rest fehlte gänzlich. Zu unserem Glück, denn sehr oft werden furchtbare Holzschränke mit muffigem Holz montiert. Den Geruch zu entfernen ist schlichtweg unmöglich. Wir hatten das beim letzten Haus. So bestanden wir auf eine gemauerte Küchenzeile, mit Spüle und Ablauf.

Zudem waren keine Deckenventilatoren montiert. Auch dies eine Notwendigkeit, bei zu meist 27° bis 35° herrschenden Temperaturen. Auf eine stromfressende ungesunde Klimaanlage verzichteten wir.

Bleiben die Kosten für solche Sonderwünsche im Rahmen, werden diese auch akzeptiert und umgesetzt. So auch bei uns. Wir zeigten ein Bild einer gemauerten Küchenzeile und eine Woche später war diese zu unserer Zufriedenheit erstellt und bereit zur Nutzung. Es ist immer wieder erstaunlich was die Leute hier imstande sind in kurzer Zeit umzusetzen. Da gibt es keine Wochenende, Feiertage oder was auch immer.

Allerdings muss auch erwähnt sein, ist die Miete, meistens als Vorbezhalte Miete für sechs Monate, einmal an den Vermieter bezahlt, geht nichts mehr mit Sonderwünschen.

1. März 2024, wir ziehen in unser Haus ein

Eine Woche nach Hausbesichtigung, konnten wir am 1. März einziehen. Mensch muss sich ein Bild machen, dass ein Haus hier in Tansania nicht wirklich sauber ist. Unser Haus war neu und hatte noch keine vorgängigen Mieter. Es sah viel besser aus als viele andere Häuser welche wir besichtigt hatten. Trotzdem gab es vieles im Haus und besonders um das Haus, welche nach Baustelle aussah.

Auch arbeiten die Handwerker nicht mit dem Anspruch etwas sauber abzuliefern. Wenn es funktioniert, oder die Wand gestrichen ist, gilt dies als Auftrag ausgeführt. Entsprechend sieht es teilweise aus. Der Maler hat seine Spuren im ganzen Haus deutlich hinterlassen. Der Maurer ebenso.

Doch hier zu reklamieren stösst auf Unverständnis. In Tansania ist dies nun wirklich nicht sooo wichtig. Im Sinne…es geht doch, was wollen die jetzt noch meckern. Und ja, entsprechend dem Mietpreis, sollte sich Mensch auch schnell einmal zufrieden geben, was wir auch waren. Denn alles andere liegt am Mieter, also an uns, eine gewisse Sauberkeit hinzukriegen, um sich wohl zu fühlen.

Obwohl die Maler und Maurerspuren wohl für immer sein werden, oder wir haben irgendwann einmal, die Muse, all die Klecksereien mühsam weg zu kratzen. Im Moment sicher nicht. Denn wir haben weder Bett, Tisch oder ein Stuhl. Die allernotwendigsten Möbel haben Priorität und müssen als erstes beschafft werden. Es soll jedoch schön langsam eines nach dem anderen angegangen werden. Ausser einem Bett, welches wir wieder beim gleichen Schreiner machen lassen, ist noch nichts anderes in Auftrag. Alle Möbel lassen wir hier in Bagamoyo herstellen. Nicht weil wir das unbedingt so wollen, nein, es gibt schlicht und einfach weit und breit kein Möbelgeschäft mit einer Auswahl verschiedener Möbel. Da müssten wir wohl nach Dar es Salaam fahren und das will niemand wirklich freiwillig. Was es alles gibt hier in Bagamoyo, soll zu einem anderen Zeitpunkt aufgezeigt werden.

Zum besagten Einzug in das Haus bestand unser ganzes Hab und Gut aus zwei Rolltaschen, zwei Rucksäcken und eine neue Matratze, welche drei Tage vorher zum Abholen reserviert wurde.  Auf dieser werden wir für die ersten Nächte uns einrichten müssen. Einrichten weil, die Mücken hier extrem sind. Ja, dieses Problem war uns bereits vorher bewusst. Es ist einfach so, wärmere Gebiete auf Meereshöhe und in der nähe eines Sumpfgebietes, zeigen das Moskito Problem besonders deutlich. Obwohl alle Fenster mit entsprechenden Netzen ausgestattet sind, ist es unvermeidlich, Mücken auch im Haus zu haben, wenigsten am Anfang. Ab Sonnenuntergang gehen die Viecher in den Angriff über, klein und gemein wie sie sind, ist Mensch nach kurzer Zeit gänzlich verstochen.

Aus diesem Grund ein Bett, oder Schlafstelle ohne Moskitonetz, führt unweigerlich zu einer schlaflosen Nacht, auch das mussten wir bereits schon einmal erfahren. Also mussten wir eine provisorische Vorrichtung installieren, um das Moskitonetz anzubringen. Solche kleine Hürden gilt es für die nächsten  Tagen und Wochen zu bewältigen. Denn bis wir so einigermassen mit den wirklich wichtigen und unerlässlichen Dingen eingerichtet sind, braucht es eben seine Zeit. Auch aus dem Grund, nicht einfach einen Tisch einkaufen zu können.

Noch wichtiger als die Möbel, ausser dem Bett, ist natürlich die Ausstattung der Küche. Ein Gasrechaud, Pfannen, Geschirr, Gewürze und viel Kleinkram was es eben so in einer Küche braucht um sich feine Essen zu bruzeln. Allerdings könnten wir in eines der wenigen „Restaurant“ in Bagamoyo essen gehen, dies kommt uns günstiger als wenn wir selber Kochen. Leider bleibt die Auswahl für veganes Essen schwindend klein, so dass unsere eigenen Kochkünste mehr Gaumenfreuden bringen. Doch auch dazu später mehr.

Essen ist zu wichtig um vernachlässigt zu werden, daher haben wir zum Einzug in unser Haus das wichtigste bereits vorher organisiert, wie Gasrechaud, Pfannen, Teller und Besteck sowie etwas Gewürze. Kochen sollten wir also können.

Hab und Gut an unserem Umzugstag am 1. März 2024

Optimierung unserer Mobilität

In Tansania gibt es die unterschiedlichsten Arten der Fortbewegung. Diese reichen vom einfachen zu Fuss unterwegs zu sein, bis zu einem grossen Dreiachser Fernreisebus. Dazwischen liegen die Dreiräder, Picki Picki genannt (oder Bajaji) und die Boda Boda Motorräder, beides für die lokale Fortbewegung. Soll keine Fernreise, aber doch ausserhalb der Region, eine Reise zu tätigen sein, stehen die Dala Dala Kleinbusse mit ca. 15 bis 20 Sitzplätzen als sehr preisgünstige Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Entsprechend dem Preis ist auch der Komfort. Abfahrt ist, wenn niemand mehr in den Bus passt. Auf engstem Raum, umfallen ist unmöglich, und bei Temperaturen über 30°, werden diese Reisen zum günstigen Abenteuer. Wenn der ergatterte Sitzplatz zudem kaum noch Polsterung hat, so dass die Eisenhalterung auf den Knochen zu reiben scheinen, sehnt sich auch der letzte Abenteurer nach dem baldigen Reiseziel.

Ein Auto steht für uns im Moment ausser Frage. Wer weiss, ob unser Budget in Zukunft eine solche Anschaffung überhaupt zulässt. Momentan ist das noch sehr weit weg. Noch wissen wir nicht mit welchen Fixkosten und Lebensunterhaltskosten wir ganz genau zu rechnen haben. Solange bis sich diese Fakten noch nicht klar und deutlich gezeigt haben, bleiben wir sicher ohne Auto. Wir lebten in der Schweiz die letzten fast 20 Jahre ohne Auto und waren hauptsächlich mit ÖV und Velo unterwegs.

Velo ist das Stichwort, wenigstens im lokalen Bereich, wollten wir endlich etwas unabhängiger unterwegs sein. Obwohl überall ein Transportmittel in Rufweite ausfindig zu machen ist.

Lange suchten wir nach noch fahrbaren Fahrrädern, welche so einigermassen im Schuss waren. Eine Woche vor unserem Einzug ins Haus, trafen wir auf einem Marsch durch Bagamoyo, auf unsere Zweiräder. In erstaunlich gutem Zustand, standen sicher sechs Fahrräder zur Abfahrt bereit. Sofort erkundigten wir uns ob diese zum Verkauf stehen.

Es waren Mietfahrräder –Mietfahrräder– hier in Bagamoyo. Wir fragten uns welche Kundschaft angesprochen werden soll. Nun gut, wir äusserten unsere Absicht, zwei der Fahrräder zu kaufen, ob dies denn möglich sei. Ein Kurzer Anruf an den Besitzer des Verleihservices, gab es ein schnelles und kurzes OK zurück. Nun noch die Preisverhandlung und endlich waren wir unabhängig und etwas komfortabler als zu Fuss, in Bagamoyo unterwegs.

Obwohl kurze Zeit später, wir waren bereits in unser Haus eingezogen, zeigte sich, dass das Wechseln der Pneus unumgänglich war. Spröde die Pneu’s und die Schläuche verloren nach einem Tag so viel Luft, Plattfuss war also an der Tagesordnung.

Da es wirklich viele Fahrradfahrer gibt in Bagamoyo, war es einfach, eine Fahrrad Reparaturwerkstatt zu finden. Dort kauften wir das notwendige ein, um Zuhause, Pneu und Schläuche zu ersetzen. Mit etwas Geduld schafften wir das auch Problemlos.

Fast sind die Räder wirklich Abfahrbereit. Es fehlen nur noch die Nummernschilder. Diese wurden um die halbe Welt für diesen einen Moment mitgeschleppt, jetzt ist es endlich soweit, die Montage kann erfolgen.

Nun ist alles komplett, die Fahrt kann beginnen, so langsam aber sicher fühlen wir uns mehr und mehr Zuhause.

Unser Fortbewegungsmittel mit dazu passenden Nummernschilder

Offene Arbeiten und die ersten Reparaturen stehen an

Unser Einzug in das Haus war der 1. März. Dies heisst jedoch nicht, dass alle Arbeiten abgeschlossen waren. Draussen im Garten wartete die Wasserpumpe auf die Installation, damit Grundwasser zur Nutzung bereit stand. Dies war uns wichtig, denn ein Garten braucht Wasser und diese sumpfige Region verfügt über viel Grundwasser.  Wenige Meter tief, befindet sich Wasser, welches, so die Meinung der Einheimischen, Trinkwasserqualität aufweist. Die Mücken mögen ein Nachteil sein, Wasser hingegen ist unverzichtbar.

Zudem zeigte sich bei unseren Installationstest’s, dass eine Toilette undicht war. In Tansania ist es sehr ratsam, alle Installationen im Haus, bevor Mensch einzieht, zu Testen. Aus einem Wasserhahnen kommt noch längst kein Wasser, nur weil er angeschlossen ist. Oder ein Wasserablauf schluckt nicht zwangsläufig Abwasser, nur weil er da ist. So prüften wir die Sauberkeit vom Wassertank, alle Abläufe, Wasserhahnen wie auch die Duschbrausen. Die eine Toilette hatte inwendig einen Bruch, so, dass Wasser bei einer Spülung unten auslief.

Eine Woche nach Einzug ins Haus, wurden auch diese Arbeiten noch abgeschlossen. Kaum etwas später, zeigte sich ein Leitungsleck in der Wasserleitung des öffentlichen Netzes. Ja, auch diese Möglichkeit der Wassernutzung besteht. Jedoch ist diese Wasserqualität eher bescheiden und öfters fliesst einfach überhaupt kein Wasser. An diesem Tag jedoch schon, mitten im Garten sprühte eine kleine Fontäne aus dem Sand, welche uns das Leck anzeigte. Nach kurzem Kontakt mit unserem Vermieter, stand Tags darauf auch schon der Klempner vor der Tür. Bis zur Reparatur, schlossen wir einfach den Haupthahnen draussen vor dem Haus.

Tage später, ein weiteres Leitungsleck, welches sich jedoch direkt am Hauseintritt durch eine kleine Wasserfontäne bemerkbar machte. Auch dieser Schaden wurde umgehend durch den gleichen Installateur in Ordnung gebracht.

Alle diese Vorfälle zeigten, dass unser Vermieter, ohne lange zu zögern, spontan für die Behebung der Schäden sorgte. Dies ist nach Zahlung der Miete nicht immer selbstverständlich. Wieder einmal mehr, haben wir Glück im Unglück und wir sollten demnach auch in Zukunft diesbezüglich sorgenfrei als Mieter leben dürfen. Generell ist zu erwähnen, dass die Beziehungen zwischen Mieter und Vermieter sehr locker und eher freundschaftlich ist. Da gibt es keine grossen Einschränkungen in der Nutzung von Haus und Garten. Auf die Anfrage, ob wir hier im Garten Pflanzen dürften was uns beliebt, so kommt die Antwort, macht was Ihr wollt, solange ich es nicht bezahlen muss, ist alles OK. So auch für eine schattenspendende Pergola. Unser nächstes Projekt.

Der Klempner und sein Helfer bei der Fertigstellung der Reparatur an der Wasserleitung ins Haus

Das Projekt-Esstisch

Noch essen wir mit dem Teller auf den Knien. Plastikstühle, welche es tatsächlich zu kaufen gibt, haben wir bereits besorgt, so dass wir wenigstens nicht mehr auf der Treppenstufe essen müssen.

Ein Esstisch fehlt jedoch nach wie vor. Also machen wir uns mit einigen Bildern auf den Weg zu einem von unseren Schreinern. Die Erfahrung zeigte uns, jeder hat sein Spezialgebiet, schreinern tun sie jedoch eh alles was gewünscht und bezahlt wird.

Was erwünscht ist, kann durch die Sprachbarriere, nicht immer Vorstellungsgemäss übermittelt werden. Ein Bild spricht mehr als tausend Worte ist hier also die Devise. So zeigten wir dem Schreiner einige Beispiele von Holztischen, welche grob und roh im Aussehen sind. Mit etwas zusätzlichen Erläuterungen, war ihm scheinbar klar was wir wünschten.

Die Preisverhandlung war kurz und schmerzlos. Er nannte für uns einen sehr akzeptablen Anfangspreis, den wir nicht weiter nach unten drücken konnten und wollten. Der Preis war äusserst Fair. Wir wussten auch, dass dieser Schreiner im groben gute Arbeit leistet, im Detail fehlt es aber dann doch an vielen Stellen. Doch diese, wie Kanten schleifen etc. können wir gut selber noch ausführen. Der Tisch war nun also in Auftrag.

Eine Woche später besuchten wir den Schreiner und waren positiv überrascht. Denn eigentlich war ausgemacht, dass er zuerst die Tischbretter zusammensucht und wir diese vorher begutachten wollten. So haben Sprachbarrieren manchmal auch etwas positives. Denn der Tisch war bereits fertig und zu unserem erstaunen wirklich genau nach unseren Wünschen gefertigt. Ein kleiner Wermutstropfen blieb dennoch nicht aus. Alles war wirklich sehr gut umgesetzt, nur die Höhe des Tisches war nicht nach unseren Angaben, sonder gute 9 cm zu hoch. Naja, Mensch kann nicht alles haben. Wir werden uns überlegen, wie wir dem Problem begegnen können. Beine Absägen ist durch die Querlattung zwar möglich aber unschön. Naja, Es wird sich eine Lösung zeigen, früher…oder vielleicht auch etwas später.

Schreiner mit seiner Arbeit, dem Holztisch nach unserer Vorstellung, antiker Bauerntisch aus dem Emmental, am 17. März 2024

Jetzt soll Schatten her

Bereits bei der ersten Besichtigung des Hauses, bemerkten wir ein grosses Manko. Es gab kaum Schatten um das Haus herum. Die Sonne steht hier meist sehr steil den Tag hindurch. Es gibt zwar zwei kleine Terrassen, diese bieten jedoch nur minimalen Sonnenschutz. Auch wird der Sand dermassen erhitzt, welcher als richtiger Ofen rund um das Haus seine zusätzliche Wärme abgibt.

Bei unserer Ankunft im März, erlebten wir extrem heisse Tage. Auch die Nächte wurden nicht wesentlich kühler. Uns war klar, eine Schattenspendende Pergola soll erstellt werden. Am besten hinten bei der Küchentüre. Auch hier eine Sonderheit der Häuser hier. Jedes Haus verfügt über zwei Haustüren. Die Haupttüre führt in den Diningraum. Die zweite Türe, ist als „Lieferantentüre“ gedacht und führt von der Küche hinaus in den Garten.

Die meiste Zeit sitzen wir auf dieser Hausseite, da die Sonne erst Nachmittags auf die kleine Terrasse scheint. Hier soll unsere Pergola entstehen.

Nun in Tansania ist es so, erzähl niemandem was Mensch alles so in der Planung hat, bevor es nicht richtig durchgeplant ist. Sonst stehen am nächsten Tag Arbeiter da die dein Plan umsetzen möchten.

So geschehen, mit unserem Vermieter, welcher uns noch den Mietvertrag vorbeibrachte. Wir äusserten uns über den Plan einer Schattenspendenden Pergola. Unsere Frage, ob er jemanden kenne, welcher sich im Bau mit Naturhölzern auskenne, war noch nicht gänzlich ausgesprochen, wählte er bereits eine Telefonnummer.

Unser Vermieter beendete das kurze Gespräch und meinte nur, heute Nachmittag komme jemand vorbei. So war es denn auch. Keine drei Stunden Später, erklärten wir dem Arbeiter, namens Ramadani, anhand einer Zeichnung, wie das Ganze schlussendlich aussehen sollte.

Nach Erfassung der Kosten zuzüglich sein Lohn, war das Vorhaben wie auch der Auftrag an Ihn durch einen Handschlag abgemacht. Die Arbeiten sollen gleich am nächsten Tag beginnen, er gehe heute noch das Material organisieren. Hier in Bagamoyo, oder vielleicht in ganz Tansania, gibt es überall wunderbar gerade gewachsene massive Naturholzstangen zu kaufen. Diese sind in verschiedenen Grössen erhältlich.

Dieses Natur-Bauholz wird so für allerlei genutzt. Sei es für ein Gerüst, Dachständer oder eben für eine Pergola. Wir waren gespannt.

Am Tag darauf, wie vereinbart kam Ramadani mit einem Helfer und drei weiteren Männern, welche die Holzstangen auf einem Handkarren zum Haus transportierten. Schnell waren alle Holzstangen in unseren Garten getragen. Die Löcher für die Hauptstangen, hatte ich bereits gegraben. Allerdings zu gross, wie mir der Helfer von Ramadani zeigte. Die Löcher sollten nämlich nur knapp den Durchmesser haben, wie die Holzstange selber. So lernt Mensch dazu.

Die Pergola war nach einem 3/4 Tag aufgestellt. Jetzt fehlt nur noch das Dach, damit wir denn auch wirklich Schatten erhalten. Doch ein Blechdach widerstrebt uns, es sollte etwas sein, damit es nicht zu dunkel wird. Auch wollten wir im Grunde genommen keine gänzliche Abdeckung. Der Abendhimmel mit seiner Sternenpracht sollte erhalten bleiben. Mensch steht vor einer Entscheidung, Schatten oder Sterne.

Am Tag darauf, besuchten wir unseren Gärtnerkontakt Simon in seinem Zuhause. Dort hatten wir die Idee, wir lassen das Ganze mit Passionsfrüchten, welche Kletterpflanzen sind, bewachsen. Bis diese ihre Grösse erreicht haben, soll eine Plane den gesuchten Schatten ermöglichen. So war auch dieses Problem gelöst. Wir warten nun, dass die acht Passionspflanzen schnell wachsen.

Entstehung einer in zukunft vielleicht schattenspendende Pergola am 16. März 2024
Die Pergola steht, die Passionsfrüchte sind jeweils bei den Pfosten gepflanzt, nun gilt es Geduld zu haben, 17. März 2024

Die Plane und das Auge

Unsere Pergola steht, wunderbar und die Passionspflanzen dürfen nun wachsen. Bis diese jedoch richtig buschig und dadurch als Schattenspender ihre zweite Funktion erfüllen dürfen, wird es sicher noch seine Zeit brauchen. Bis es soweit ist, haben wir uns überlegt, eine Plane provisorisch über die Holzstangen zu spannen. So, dass wir schon vorher etwas mehr Schatten haben könnten.

Jeden Montag ist Markt in Bagamoyo. Da gibt es alles was Mensch so braucht und noch vieles mehr, aber dazu ein andermal im Detail. Im Moment möchten wir eine grosse Plane auf dem Markt finden. Es gleicht immer wieder einem kleinen Abenteuer, durch den quirligen Markt zu navigieren. Vor lauter Marktständen und schreienden (über ein Megaphon) Menschen, sieht Mensch kaum wo er sich denn eigentlich befindet. Zum Glück wussten wir wo ungefähr eine solche Plane zu finden ist.

Tatsächlich machten wir den Händler ausfindig. Nach kurzer Begutachtung seiner Angebote, kauften wir die grösste und zogen schnell wieder ab. Diesen Markt besuchen wir wirklich nur, wenn wir etwas brauchen, was es sonst in Bagamoyo nicht zu finden ist. Zu viele Menschen, zu laut und zu quirlig für uns.

Zuhause angekommen, sollte die Plane installiert werden. Verschiedene Vorgehen liefen durch unseren „Planungsgeist“. Die Variante mit zusammenrollen gewann. Das Ganze musste mit einer Leiterähnlichen Konstruktion gelingen. Mit einer Wäscheleine mit Stahlkern, spannten wir die Plane so gut es möglich war. Einzelne Ösen, wurden durch einen grossen Nagel an die Holzkonstruktion genagelt, damit wirklich alles gut gespannt war.

Dabei geschah das Malheur. Der grosse Nagel und die wackelige Leiter, zeigten sich als nicht ganz einfaches Vorhaben, die Ösen der Plane zu fixieren. Mit vielen Schlägen hämmerte ich auf den Nagel ein, bis ein winziger kleiner Splitter vom Nagel absprang und sich in meinem Auge seinen neuen Platz suchte.

Zuerst bemerkte ich nur, dass mir wohl etwas ins Auge geraten ist. Die Position des Nagels, hatte jedoch Vorrang. Das Ding musste noch weiter ins Holz getrieben werden. Nun gut, die Plane war schlussendlich gespannt und montiert. Der ersehnte Schatten, wenigstens um die Mittagszeit, ist zu 100% gelungen.

Nun machte sich jedoch der kleine Splitter im Auge bemerkbar. Noch störte mich dieser, seltsamerweise, noch nicht gross. Der Tag näherte sich dem Abend zu, wurde das Kratzen durch das Augenlied jedoch immer stärker. Ich sah mit dem betroffenen Auge kaum noch etwas.

Lassen wir das Ganze mal über Nacht ruhen, vielleicht arbeitet sich der Splitter von selbst wieder aus dem Auge, da der neue Platz für Ihn ungemütlich und zu feucht sein könnte. Lassen wir uns überraschen. Die Nacht hindurch wurde das Kratzen jedoch noch schlimmer. Das Auge überlief und war am Morgen sehr Lichtempfindlich. Ich konnte kaum ins Helle sehen, ohne nicht stark mit beiden Augen zu blinzeln. Jetzt soll eine Lösung her, mein einziger Gedanke an diesem Morgen. Nach diversen eigenen Fehlversuchen, das Auge ist einfach zu empfindlich, muss es betäubt werden, meine Idee.

Ein Anruf an einen unserer Kontakte, bestätigte meine Hoffnung. Im hiesigen einfachen und kleinen Krankenhaus, bestehend aus wenigen kleinen Gebäuden mit Blechdächern, soll ein Augenarzt sein. So machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf, um jemanden zu finden, welcher das Objekt des Übels, mit etwas besserem Werkzeug als unsere, aus dem Auge entfernen kann.

Nach kurzer Suche vor Ort, fanden wir denn auch die Augenärztin. Nach kurzer Beschreibung des Problems, nahm sie eine mini Lupe aus ihrer weissen Schürze und betrachtete den Übeltäter aus der Nähe, so gut es eben die Umstände möglich machten. Sie erkannte das Problem und holte Betäubungstropfen wie auch, so meine Hoffnung, ein geeignetes Werkzeug, um das winzige Ding aus meinem Auge zu grübeln. Dazu stocherte Sie in einem sterilisierten Kübel, voller diverser Werkzeuge, nach der richtigen und passenden Pinzette.

Das Auge mit den Anästhesie Tropfen beträufelt, legte Sie nach etwas abwarten gleich los. Damit Sie besser sehen konnte, musste Hedli assistieren. Die Minilupe enthielt nämlich auch noch eine Minilampe. Jedes Smartphone bietet mehr licht…aber…wir verlassen uns mal auf die Fähigkeiten der Augenärztin. Nacht etlichem grübeln und reiben kam Sie zum Schluss, mehr könne Sie nicht tun. Der Splitter sitze zu tief, jedoch sollte dieser jetzt nicht mehr vorstehen und das Kratzen verursachen. Ein zweiter Arzt wurde zur Begutachtung noch hinzugerufen. Auch er war gleicher Meinung. Mehr sei mit ihren Möglichkeiten nicht zu machen.

Übrigens erkannte uns der zweite Arzt sofort, als seine Kunden in seinem kleinen Gemischtwarenladen. Wir kauften Mandaazi (Gebäck) bei ihm, ob wir ihn denn nicht mehr kennen würden. Alle fragen das, auch wenn es nur ein einmaliges zusammenkommen war. Jedes mal ist es wieder peinlich, sich aus der Situation zu retten.

Der Eingriff war also abgeschlossen. Ob ich noch ein Kratzen spüre, durfte ich mit nein beantworten. Durch die Anästhesietropfen, spürte ich eh nichts. Mit grossem Dank an beide Ärzte für ihre Hilfe und einer minimalen kleinen Gebühr an die Administrationskosten, welche kaum der Rede wert ist, verabschiedeten wir uns. Auf den Weg erhielten wir noch ein Rezeptzettel für Augentropfen, welche wir in einer Apotheke erhalten würden.

Kaum liessen die Anästhesietropfen nach, war das Kratzen wieder da. Trotzdem blieb ich mal zuversichtlich. So lange wie die Ärztin auf dem Auge gerubbelt hat, muss es jetzt schmerzen. Es wird sicher vergehen.

So war es denn auch, von Tag zu Tag wurde das Auge besser. Sogar der Splitter hat sich nach wenigen Tagen durch Hedlis Heilkünste in Luft aufgelöst. Vor Solchen Vorkommnissen haben wir Respekt. Unfälle sind möglich, daher versuchen wir immer, uns mit einer gewissen Vorsicht zu bewegen, besonders mit unseren Fahrrädern im Strassenverkehr. Generell denken wir jedoch an das Gute und bleiben positiv, eine Lösung wird es immer geben. Krankheiten gibt es für uns nicht und wenn doch, müssen wir an uns selbst etwas verändern um etwas aufzulösen, so unsere Überzeugung. Wie bereits erwähnt, als wir die Schweiz verliessen, haben wir auch alle „Scheinsicherheiten“ gekündigt. Wir leben und lebten schon immer in der Selbstverantwortung, ohne Netz und doppelten Boden.

In diesem Sinne versuchen wir immer positiv und ohne Ängste unseren Weg zu gehen, auch wenn der trickreiche Verstand sich hier immer und immer wieder versucht einzumischen, bleiben wir im Vertrauen, dass so wie es kommt, richtig ist.

Die gespannte Plane auf der Pergola.

Passende Stühle zu unserem zu hohen Tisch

Wie bereits erwähnt lassen sich hier in Bagamoyo nicht so einfach  Möbel kaufen. Mit einer Ausnahme, Polstersofas sind extrem Inn und können bei diversen Sofafundis (Sofahersteller) direkt gekauft werden.

Nun, für ein Sofa haben wir keinen Platz und brauchen tun wir eh keines. Nein, Stühle sollen es sein und zwar spezielle Stühle. Warum es spezielle Stühle sein müssen, liegt daran, dass unser Schreiner den Tisch 9cm zu hoch getischlert hat. Der Tisch ist wie bereits erwähnt wirklich nach unserer Vorstellung geraten, nur eben die Höhe ist so, dass das Essen, ohne sich vorzubeugen, vom Teller direkt in den Mund geschoben werden könnte. Das hat zwar auch etwas praktisches an sich, sofern es schnell gehen soll, entspricht aber doch nicht ganz unseren sonst üblichen Essgewohnheiten.

Also brauchen wir Stühle mit einer unüblichen Sitzhöhe von genau 60cm ab Boden. Auf einer Fahrt nach Dar es Salaam, sahen wir etwas ausserhalb von Bagamoyo, am Strassenrand einige Rattansitzmöbel. Diesen Fundi (Handwerker) wollten wir aufsuchen.

Unsere Velos aufgepumpt, fuhren wir zu diesem Rattanmöbel Handwerker. Er liegt gute drei Kilometer ausserhalb von Bagamoyo. So hatten wir etwas zu Radeln, bis wir bei ihm angekommen sind.

Uns stachen sofort Barhocker ähnliche Stühle auf. So sollen auch unsere sein, waren wir ohne lange Umschweife sofort gleicher Meinung. Nach einer Begrüssung, versuchten wir uns zu erklären. Eine Stuhlskizze mit den genauen Massen, sollte als Unterstützung dienen. Das wichtigste sei die Sitzhöhe, diese solle unbedingt die besagten 60cm aufweisen.

Alles kein Problem, bestätigte uns der Fundi und meinte, in sechs Tagen, können wir die von uns gewünschten vier Stühle abholen.

Meist benötigen die Fundi’s eine Anzahlung, damit diese Geld zur Materialbeschaffung zur Verfügung haben. In der Regel bezahlen wir die Hälfte des vereinbarten Preises im Voraus und den Rest nach Ablieferung des Auftrages. So auch hier, war unser Vorschlag akzeptiert und mehrere Handschläge besiegelten den Auftrag.

Es bleibt nie bei nur einem Handschlag, immer und immer wieder werden die Hände gereicht um eine Bestätigung abzuholen. Noch schauten wir andere seiner geflochtenen Arbeiten an, welche alle schön verarbeitet waren. Zum Abschied schenkte er Hedli eine wunderbare in eine Kokosnuss gepflanzte „Fetthenne“.

Auf dem Rückweg genossen wir noch zwei Kokosnüsse am Strassenrand, welche frisch aufgeschlagen, uns zum trinken gereicht wurden, obwohl der Preis zuvor nicht vereinbart wurde. Naja, lassen wir es für dieses mal und bezahlen den leicht überhöhten Preis.

Beide waren wir gespannt auf die Rattanstühle. Ostern lag dazwischen. Unser Fundi rief nach sechs Tagen an und entschuldigte sich, den Termin nicht einhalten zu können, wegen Ostern, so seine Aussage. Er brauche leider einen Tag länger. Alles kein Problem, bestätigten wir, gute Arbeit sei uns wichtiger.

So ist der Moment gekommen um die Stühle abzuholen. Dazu war es unumgänglich, einen Transport zu organisieren. Auch da haben wir bereits einige Pickups Fahrer kennengelernt. Telefonnummern tauschen ist hier in Tansania ein Volkssport. Deshalb auch die gute Vernetzung unter den Leuten.

Mit einem Boda Boda (Motorrad) fuhren wir diesmal zu unserem Rattanmöbel Fundi. Mit dem Pickup, fahren wir dann gemeinsam zurück, so unser Plan. Die Stühle waren tatsächlich und nach unserem Wunsch, mit einem Klarlack bestrichen, fertig und zur Abholung bereit. Wie beim Tisch, freuten wir uns extrem über die gute Arbeit. Die Stühle gefallen uns sehr und werden sicher gut zum Tisch passen und das Problem mit dem zu hohen Tisch ist gelöst.

Mit dem Rollmeter kontrollierten wir noch die Sitzhöhe, doch– oh– nein, diese war um die Dicke der Sitzfläche gute 5cm zu hoch. Unser Fundi nahm die 60cm von unter der Sitzfläche. Nun gut, ändern lässt sich hier nichts mehr. Auch hier würde die Querstrebe zu tief zum Boden zu stehen kommen. Auch würde sich sicher der Rattan lösen. Wir beschlossen Zuhause das Problem genauer zu betrachten, wenn die Stühle am Tisch stehen. Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm wie befürchtet.

Mit grossem Dank und grosser Freude, verabschiedeten wir uns nach Bezahlung der zweiten Hälfte des ausgemachten Betrages.

Der Transport hier in Bagamoyo ist immer eine Herausforderung, besonders für den Fahrer. Aktuell herrscht die grosse Regenzeit. So sind die Fahrbahnen immer wieder mit riesigen Sumpflöcher gepflastert. Auch bietet unser Zuhause keine wirkliche Strasse, der hohe Sand erfordert zwingend einen 4×4 Antrieb.

Unser Fahrer zeigte sich unbeeindruckt von all den schwierigen Strassenverhältnissen und kutschierte uns mit Aktivierung des 4×4, bis vor unser Haustor. Auf dem Weg erfährt Mensch immer wieder spannendes aus dem Leben der Menschen hier. Doch auch dieses Thema später einmal zum Thema Bagamoyo und seine Menschen.

Die Metallrohre der Stuhlbeine müssen noch innen vom Sand befreit werden, damit die Gummizapfen montiert werden können. Noch kleben die Stühle leicht, der Klarlack ist noch nicht zu 100% getrocknet.

Endlich ist es soweit, wir können die Stühle zum Tisch stellen und eine Sitzprobe wagen, mit der Hoffnung, dass vielleicht trotzdem alles passend kommt.

Leider nein. jetzt haben wir einen zu hohen Tisch mit zu hohen Stühlen, ha ha. An dieser Stelle kommt mir ein Arbeitskollege welcher Schreiner war in den Kopf. Er meinte immer „zweimal abgesägt und immer noch zu kurz!“. Hier könnten wir sagen „Zweimal bestellt, zweimal angesetzt und immer noch zu hoch“.

So spielt das Leben nun mal, besonders wenn Mensch immer Spezialwünsche braucht. Wir nehmen es wie immer, eine Lösung wird sich zeigen, früher oder vielleicht auch erst etwas später.

Trotzdem gefallen uns die Stühle und nach wie vor der Tisch.

Unser Künstler-Fundi Wausa mit seinen gefertigten Stühlen, wenn auch etwas zu hoch, am 2. April 2024
Zu hoher Tisch mit zu hohen Stühlen, aber toll sieht es aus, am 3. April 2024

Die grosse Regenzeit

Kaum hatten wir unsere schattenspendende Pergola erstellt, begann auch schon die grosse Regenzeit. Was heisst das?

Üblich sind Temperaturen von 25°C bis 35°C tagsüber. Auch die Nächte werden nicht wirklich kühler. Bei unserer Ankunft am 13. Februar war es wirklich extrem heiss. Mensch bewegte sich wann immer möglich von Schatten zu Schatten. Daher auch die Pergola.

Nun gibt es die grosse Regenzeit vom März bis Mai, sowie die kleine Regenzeit von  November bis ca. Dezember. In diesen Perioden ist ein täglicher Regenguss garantiert. In der grossen Regenzeit kann es sogar über mehrere Tage pausenlos regnen oder besser ausgedrückt, schütten wie aus Kübeln.

Auch die Temperaturen sinken in dieser Zeit. Die Nächte werden angenehm kühler mit ca. 20°C und die Tage zwischen 25°C bis max. 27°C sind extrem angenehm. Wir geniessen diese Phase der Abkühlung. Weil das Wetter jetzt extrem schnell wechselt, ist eine Regenpelerine unser steter Begleiter. Ansonsten wäre Mensch bis auf die Unterhosen pudelnass.

Was die Regenzeiten sonst noch für Herausforderungen mit sich bringen, wird im demnächst kommenden Kapitel „Leben in Bagamoyo“, ausführlicher beschrieben.

Unterwegs mit dem Bus in der Regenzeit, 7. Mai 2024

Ergänzung unserer Einrichtung

Noch ist unsere Hauseinrichtung nicht abgeschlossen. Noch immer tummeln sich unsere wenigen Kleider in unseren Reisetaschen. Eine Kleiderstange, oder sonstige Ablagevorrichtungen fehlen gänzlich. Aktuell ist noch unsere Reisetasche, die Plastikstühle, oder der Fussboden dankbare Ablagen. Dies soll sich nun ändern. Mit einer Zeichnung schreiten wir zu einem neuen Schreiner. Ein Schreiner welcher immer wieder schöne Möbelstücke draussen stehen hatte und uns ins Auge stach.

Diesmal dauerte die Besprechung etwas länger. Denn zum einen wurde das Projekt als solches nicht wirklich verstanden und zum anderen der Preis. Die Vorstellung des Schreiners waren überirdisch und für uns in keiner Weise vorstellbar. Die Verhandlung zeigte sich zudem kompliziert, da der Schreiner nur Swahili sprach. Noch sind unsere Sprachkenntnisse minimal, kaum ausreichend um einen Auftrag abzugeben. Zum Glück erschien plötzlich ein Mitarbeiter mit sehr  gutem Englisch. Nach kurzer Zeit war der etwas spezielle Auftrag vergeben und das Projekt wurde auch vom Schreiner verstanden. Obwohl für was die 18 Holzkisten ohne Deckel und ohne Rückwand dienen sollen, erschien ihnen noch immer als Rätsel. Ebenso die, in ihren Augen, zwei kleinen Tische, mit einer Höhe von nur 25cm.

In einer Woche sollen wir wieder kommen, so die bestimmte Aussage des Schreiners. Wie zuvor erwähnt, herrscht die grosse Regenzeit. Mit anderen Worten, ist an Arbeit nicht zu denken, wenn es denn regnet. Nicht etwa weil die Menschen keine Lust hätten, sondern ganz einfach, alles geschieht unter freiem Himmel. Ein provisorisch aussehendes Dach gibt es einzig für ihre Hobel-, und Sägemaschinen. Zusammengesetzt wird unter freiem Himmel. Mit anderen Worten, war unser Auftrag komplett in Verzug, denn es gab viele Regentage. Hakuna matata „Kein Problem“, oder „es gibt keine Probleme“, war unsere Reaktion, nachdem wir bereits schon zweimal vergebens unsere Möbel abholen wollten. So ist es eben, darauf sollte Mensch sich einstellen. Etwas enttäuscht, jedoch nicht verärgert, hofften wir auf den dritten vereinbarten Termin. Nach vielen gedrückten Händen, zogen wir lachend wieder ab.

Beim Dritten Termin war dann, wie zuvor besprochen, dann auch wirklich alles abholbereit. Auch hier waren wir aufs Neue überrascht, wie alles zu unserer Zufriedenheit ausgeführt wurde. Sicher ist die eine oder andere Kiste nicht ganz im Winkel. Es ist jedoch zu beachten, unter welchen Voraussetzungen alles entsteht. Wir wären nicht in der Lage auch nur annähernd ähnliches zu leisten. Mit grosser Freude wurden wir begrüsst und wir bezahlten mit Zufriedenheit die zweite Hälfte des zuvor vereinbarten Betrages.

Nun die nächste Aufgabe, den Transport organisieren. Mittlerweile besitzen wir drei Telefonnummern von Pickup-Fahrern. Ein kurzer Anruf genügte und ca. 15 Minuten später war das Fahrzeug mit Helfer vor Ort.

Alle packten mit an, so dass wenig später nach einer ausführlichen Verabschiedung alles verladen und bereit zum Heimtransport war. Wir erinnern uns, noch herrscht die grosse Regenzeit. Eine Zeit mit vielen Hürden auf den Pisten zu unserem Haus.

Diverse Sumpflöcher durch- und umfahrend, erreichten wir unser Ziel. Nochmals halfen die beiden uns alles ins Haus zu tragen. Wir hatten unglaubliches Glück, denn der nächste Regenguss kündigte sich bereits an.

Endlich haben wir nun etwas Stauraum für Kleider, Bücher, Geschirr, Laptop und sonstigen Kleinkram. Mensch darf sagen, die wichtigsten Dinge sind nun vorhanden und das Ganze sieht etwas aufgeräumter aus.

Möbelverlad auf den Pickup, am 4. Mai 2024
Die Kisten als variables System zusammengestellt als Ablage im Diningroom
Die Kisten als variables System zusammengestellt als Kleiderablage im Schlafzimmer

Alltag...

Die eher schwierigen und ungewissen Tage auf unserem Weg nach und in Tansania gehören zum Glück der Vergangenheit an. Was uns noch bevorsteht weiss die Zukunft, wir wünschen uns das Gute.

Wie es überall auf der Erde so ist, irgendwann beginnt das alltägliche Leben. Uns war schon vorher bewusst, dass auch uns das alltägliche wieder einholen wird, egal wo wir uns niederlassen. Wir denken, dies gehört zu den wichtigsten Überlegungen überhaupt, bevor Mensch eine solche Veränderung angeht. Alleine die Örtlichkeit zu verlassen, in der Hoffnung, am neuen Ort wird alles besser, führt zu keinem guten Erwachen.

Der Mensch als Individuum gestaltet schlussendlich seinen eigenen Raum. Dazu gehören natürlich auch seine Probleme. Wer nicht bereit ist, sich auf komplett neue Voraussetzungen einzulassen und anzunehmen, wird sich sicher schwer tun. Nun ist es nicht so, dass uns alles leicht fällt, weit gefehlt, wir bemühen uns jedoch nicht zu hadern und einfach anzunehmen. Manchmal geht es besser, manchmal weniger, jedoch immer mit dem Bewusstsein lernen zu dürfen. Wie wir sicher alle wissen, kann lernen teilweise wirklich mühsam sein und doch sind die Lernerfolge im Nachhinein etwas was Zufriedenheit in uns selbst auslöst.

Mit anderen Worten ausgedrückt, das Erwachen im Alltag am neuen Ort, sollte den Menschen nicht in die alten Hamsterräder zurück werfen, welche mit grosser Zuversicht verlassen wurden. Was also tun, dass dies nicht geschieht.

Unser Rezept lautet, … frage dich nie, nie, nie

für was mache ich das was ich mache überhaupt„.

Alles was Mensch erfreut,  für eine innere Ruhe sorgt, wie auch zur Zufriedenheit führt und keinem anderen Menschen oder Tier im Dasein behindert, ist mit Sicherheit immer sinnvoll.

Neben den unausweichlichen und notwendigen Dingen, sollte die Ergänzung ein Interesse beinhalten, welches nach Lust und Laune gepflegt werden darf. Die grosse Freiheit liegt darin, seinen eigenen Zeitplan gestalten zu dürfen. Nun klingt das Wort „Plan“ doch sehr zwanghaft, doch der „Plan“ darf auch eher chaotischen Charakter haben, wie Gartenarbeit im Pyjama, weil es eben gerade gepasst hat und die Zähne und alles andere werden dann eben für einmal später an die Reihe kommen. In so etwa läuft unser Alltag, doch etwas mehr in den nächsten Titeln zu „Alltagsroutinen“.

Flasche von Geschirrspülmittel, am 10 Mai 2024-Bagamoyo

Alltagsroutine "Körperpflege"

Andere Länder, andere klimatische Bedingungen. Aktuell stehen wir im Juni und es ist Winterzeit. Die grosse Regenzeit ist vorüber, die durchschnittlichen Tagestemperaturen sind dadurch noch eher angenehm. Die Nächte mit gegen 20°C, könnten besser nicht sein. Tagsüber steigt das Thermometer noch nicht über 29°C-31°C. Anders sieht es im Sommer aus. Hohe Temperaturen über den ganzen Tag mit bis zu 35°C ist die Regel und die Nächte kühlen in dieser Zeit mit ca. 27°C kaum ab. Der Körper ist daher konstant am Schwitzen. Die Handflächen sind stets feucht, wenn nicht sogar nass. Mit der Zeit gewöhnt Mensch sich an diese Situation, verlangt jedoch nach Wasser für die notwendige Körperwäsche. Zum Glück verfügen wir über eigenes Grundwasser, welches reichlich vorhanden ist. Es ist nicht unbedingt so, dass Schweissgeruch entsteht, kaum jemand riecht hier unangenehm nach Schweiss. Im Gegenteil, oft wundern wir uns wie sehr gepflegt die Menschen hier sind. Doch die Haut wird klebrig unangenehm, Mensch fühlt sich schmutzig, daher duschen wir im Sommer sicher vermehrt als im Winter. Das Waschen hinter den Ohren ist besonders wichtig. Es ist kaum zu glauben, aber durch das Schwitzen entsteht ein Geruch hinter den Ohren, welches einer schweizer Käserei doch sehr ähnlich ist. Also nicht die Füsse, sondern die Ohren sind hier in Tansania das Problem üblen Geruches. Die Füsse sind täglich gut zu waschen, warum? Zuhause sind wir den ganzen Tag Barfuss unterwegs. Geht es in die Stadt zum Einkaufen, haben wir unsere wertvollen Sandalen montiert. Staub und Schmutz sammeln sich natürlich täglich auf’s Neue. Dazu kommt, in der grossen Regenzeit sind die Strassen voller riesiger und tiefer Pfützen, also kleine Kloaken. Es ist manchmal unumgänglich, einen solchen See mit unseren Sandalen zu durchqueren. Dann wird es umso wichtiger, Zuhause angekommen, die Füsse wieder zu säubern. Wir möchten besser nicht wissen, was sich alles in diesen Kloaken angesammelt hat. Die Haare als Schmutzfänger Nummer eins. Dadurch, dass die Menschen hier tagtäglich ihre Feuer entfachen, sei es zum Kochen, durch die Köhler-Feuer, oder für die Abfallverbrennung, ist die Luft  entsprechend mit Schmutzpartikeln versetzt. In Europa ist es der Verkehr und Gummiabrieb der Reifen, hier in Afrika die Feuer. Naja, wo Mensch ist, befindet sich leider auch Verschmutzung, egal wo auf dieser Welt. Hier wird der Schmutz einfach schneller erkannt, da gröber und dadurch sichtbarer. Wenn mit einem weissen Tuch das Gesicht abgerieben wird und sich das Tuch danach schwarz verfärbt hat, weiss Mensch was angesagt ist. Die Haare sind diesbezüglich natürlich grosse Schmutzfänger, täglich waschen wir diese trotzdem nicht, uns reicht alle paar Tage, nach dem Motto, wenn sich auf dem Kopf ein Unwohlsein einstellt, sind die Haare dran, aber dann richtig. Alles was es zur Körperpflege braucht, ist hier erhältlich. Von der Zahnpasta angefangen bis zum Kokosöl für die Pflege der feinen „Elefantenhaut“. Allerdings sind die einzelnen importierten Markenartikel sehr teuer bis unerschwinglich. Zu erwähnen ist, dass längst nicht alle über ein Badezimmer verfügen, wahrscheinlich ist es eher die luxuriöse Ausnahme weniger Menschen hier im ländlichen Umfeld. Dies zeigt uns immer wieder, wie privilegiert wir doch wirklich sind und wie gut es uns tatsächlich geht. Als Dusche dient dann einfach ein Kübel Wasser und ein kleiner Becher, um sich das Wasser über den Körper zu giessen. Als Sichtschutz oft eine einfache halb offene Ummauerung. Über Wasser im Haus , so unsere Einschätzung, verfügen die meisten nicht. Wir haben wenigstens eine Dusche mit fliessend Wasser, wenn auch nur mit kaltem Wasser. Der Wasserdruck ist sehr bescheiden, da der Wassertank gerade mal ca.3.5m hoch steht. So bleibt ein wirkliches Duschvergnügen mit schlappen 0.3bar aus. Generell ist das kalte Wasser unproblematisch, denn Mensch sucht richtig nach Abkühlung. Allerdings sind die Nächte aktuell (Mai, Juni) wirklich etwas frischer, so dass die morgendliche Dusche etwas Überwindung voraussetzt. Wir geniessen jedoch die kühleren Nacht- und Morgenstunden, im Wissen, dass wir schon bald konstante mindeste 27°C haben werden.
Unsere Waschstation, Dusche mit minimalem Wasserdruck, aber mit Geduld funktioniert es, 13 Mai 2024

Altagsroutine "Hausputz"

Leider muss auch der Hausputz bewältigt werden und dies wirklich regelmässig, wenn nicht sogar täglich. Wie bereits oben erwähnt, sind wir Zuhause mehrheitlich Barfuss.

Dadurch, dass alles um das Haus herum Sand ist, wird entsprechend viel Sand nach innen verschleppt, obwohl wir spezielle kleine Teppiche organisiert haben, um die Füsse abzustreifen. Die Teppiche werden hier von Frauen aus Stoffresten geschickt zusammengeknüpft. Was wir nicht selber einschleppen, besorgt der Wind mit Sicherheit. Nicht der Sand alleine stellt sich als Schmutzquelle dar, nein vielmehr sind es all die kleinen toten Insekten welche überall zu finden sind. Dies alles ist grundsätzlich kein Problem, doch beim Barfusslaufen stört doch das kleinste Sandkorn und der Boden fühlt sich nicht  sauber an.

Unser Wischmop, welchen wir extra aus Dar es Salaam organisiert und mit einer drei Stunden hin- und drei Stunden Rückfahrt erobern mussten und daher als unsere beste Reinigungshilfe bezeichnen, gehen wir den Schmutz an.

Natürlich hinterlassen auch alle Geckos, welche als Stammgäste bezeichnet werden dürfen, ihre Hinterlassenschaft. Alleine aus diesem Grund ist uns eine fast tägliche Reinigung der Böden wichtig. Unterschiedlich ist die Anzahl der Kleintiere in den unterschiedlichen Jahreszeiten. Gerne würden wir uns noch einen Staubsauger organisieren, alleine um all die Insekten in den schwer zugänglichen Fensterführungen herauszubekommen. Allerdings wäre eine Beschaffung wieder mit einer sechs stunden Fahrt nach Dar verbunden. So überlegt Mensch sich immer sehr gründlich was denn nun notwendig ist, oder nur aus einer  Bequemlichkeit heraus eine Anschaffung gemacht werden soll. Unser Vorsatz, wirklich nur das allernotwendigste anzuschaffen, hat noch immer seine Gültigkeit.

Das sind so die kleinen Problemchen um ein für uns wichtige Sauberkeit zu erhalten. Durch die mehrheitlich höhere Luftfeuchtigkeit, würde der Boden sonst mit dem Schmutz einen hässlichen Belag bilden.

So ist ein fast täglicher Rundgang mit unserem Mopp angesagt. Mal nur trocken, mal trocken und feucht. Nicht, dass wir Sauberkeitsfanatiker sind, aber schnell würde der Schmutz, zu einem tatsächlichen Problem mutieren.

Alltagsroutine "Garten-1" … die fremde Hilfe

Unser Garten ist uns besonders wichtig. Es ist nicht nur unsere direkte Umgebung in welcher wir leben, sondern gilt zudem als sinnvolle Beschäftigung. Der Garten gibt dem Mensch eine Oase der Veränderung und Entwicklung. Nichts ist für immer, alles ist in Veränderung. Es gibt nichts anschaulicher als im Garten die täglichen Veränderung zu beobachten. Leider sind diese Beobachtungen nicht immer positiv, wie im Leben ebenso.

Nun, der Garten war zu beginn komplett mit hohem Gras mit seinen tiefen Wurzeln überwuchert. Eine Nachbarin hatte noch vor unserem Einzug die Anweisung erhalten, alles zu säubern, ohne unser Wissen. So entwurzelte die gute Frau mit einer Hacke alle Wurzeln frei, um diese zuerst einmal trocknen zu lassen.

Am Tag, an welchem das Gras von ihr weggeräumt wurde, waren wir glücklicherweise auch anwesend und halfen natürlich tatkräftig mit. Allerdings ich nicht bis zum Schluss. In grosser Hitze packte die Frau in ihrer traditionellen Kleidung dermassen an, dass wir nicht zurückstehen wollten und gaben ebenso Vollgas. Noch war nicht alles Gras mit seinen schweren Wurzeln entfernt, wurde es mir schwindlig und schlecht, ich musste leider aufgeben und mich hinsetzen. Hedli blieb hart und bot der Frau Paroli. Ich staunte mit welcher Kraft und Routine alles beseitigt wurde. Es war geschafft, tropfnass im Gesicht beider Frauen durch den Schweiss. Mir war es peinlich vorher aufgegeben zu haben, obwohl ich mich ansonsten auf meinen Durchhaltewillen verlassen kann.

Der Garten im Wildwuchs, Ende Februar 2024

Alltagsroutine "Garten-2"… Aufräumen

Das Gras war weg, doch noch längst nicht alle Wurzeln. Mit einem tiefgehenden Rechen, durchkämmten wir den sandigen Boden, um alle verbliebenen Wurzeln heraus zu holen. Die Länge des Stiel’s des Rechens wurde mit Sicherheit für kleinwüchsige Zwerge abgestimmt. So ergab es sich, mit steter gebückter Haltung die Arbeit auszuführen, glaubt uns, es hat nicht wirklich Spass gemacht. Doch auch hier…alles hat ein Ende…zum Glück.

Nachdem die meisten Wurzeln entfernt waren, musste der ganze Bau-Müll um das Haus herum ausgegraben und in Säcke gesammelt werden. Neben dem Müll, gab es haufenweise grosse „Reststeine“ auszugraben. Ebenso die Flächen welche zum Mischen von Sand und Beton genutzt wurden, mussten die so entstandenen Betonflächen entfernt werden. Natürlich wurde nicht nur an einem Ort gemischt, sondern wo es am besten passte.

Die Flächen um das Haus, welche nicht als Garten dienen, sollten im Anschluss von all den kleineren Steinen befreit sein, so, dass Barfusslaufen ohne Probleme möglich ist.

Die Sichtbaren Baureste wie Keramikplatten, welche einfach an einem grossen Haufen, mit vielem anderen, gestapelt waren, wollten wir so nicht akzeptieren. Wir forderten den Kontaktmann unserer Vermieterin auf, diese Reste entsorgen zu lassen. Mit grossem Staunen, waren am nächsten Tag 4 Mann vor Ort und luden die besagten Keramikreste auf ihren kleinen Pickup auf.

So ist nun der Garten und die Umgebung für eine Anpflanzung bereit. Es kann los gehen.

Der noch eher kleine Steinhaufen wächst von Tag zu Tag, 25. März 2024

Alltagsroutine "Garten-3" die ersten Pflanzen

Die ersten Pflanzen im Garten waren bereits vorhandene kleine Pflänzchen, welche sich unter dem hohen Gras versteckt hielten. So hatten wir gleich zu Beginn 13 kleinwüchsige Papayas. Eine davon war schon etwas grösser als die anderen. Diese wuchs in dreieinhalb Monaten die Strecke von guten drei Metern.

Alle anderen Pflanzen versucht Hedli durch Samen aus den gekauften Früchten zu ziehen. In wenigen Ausnahmen erhielten wir Pflanzen, wie die Bananenstaude und die Ananassetzlinge, welche wir geschenkt bekommen haben.

Mittlerweile wächst doch so einiges im frisch erstellten Garten. Noch gibt es nackte Stellen, noch sind wir weit entfernt von einem kleinen Dschungel, doch hier will die Geduld besonders erlernt sein.

Der grosse Stolz im bisherigen Garten sind alle Tomaten welche aus kleinsten Samen gezogen wurden. Ganz besonders zu erwähnen sind dabei die Baumtomaten namens „Tamarillo“. Diese sind extrem geschmacksintensiv und wachsen an bis zu 6m-7m hohen Bäumen. Noch sind diese klein und haben viele Feinde, welche besonders an den feinen kleinen Blättern ihren Hunger stillen. Doch so ist eben die Natur, fressen und gefressen werden. Wir wünschen uns dass wir die Bäume hoch kriegen.

Desweiteren gibt es bereits viele kleine Pflänzchen aus „Jack“ Fruchtsamen, Mangosamen und nicht zuletzt Maracujasamen und auch Setzlinge.

Kürbis und Wassermelonen wachsen bereits kräftig, jedoch nur die Wassermelonen zeigen bisher kleine Kügelchen der zukünftigen Früchte.

Leider hatten wir keinen Erfolg mit den Moringasamen. Diese für uns wichtige Pflanze wollte einfach nicht gedeihen. Wir vermuten, dass die Samen Schimmelpilz ausgesetzt waren. Wir werden es sicherlich weiter versuchen.

Zudem wachsen bereits viele Baobab Pflänzchen. Diese Bäume welche bis zu 6000 Jahren alt werden und einen Stammdurchmesser von mehreren Metern haben können, werden wir wohl nie in ihrer vollen Grösse bestaunen können. Vielleicht schaffen wir es kleine Bonsais daraus zu kreieren.

Aktuell ist eine Art Krauskohl in zwei Beeten am wachsen, noch ist nichts zu erkennen. In der nächsten Stufe soll es noch zwei Blattgemüse geben, eine tansanische Art Spinat, genannt „Mdavu“.

Die Tomaten welche zuerst ab April aufgezogen wurden, haben aktuell eine beachtliche Höhe von über einem Meter und tragen bereits die ersten Früchte, allerdings noch grün. Wir kennen leider keine „gruusigen“ Witze, damit diese schneller erröten.

Es geht also voran mit dem Garten. 

Das erste Grün im Garten, lässt unsere Herzen aufblühen, in der Herbst-Winterzeit 2024
Zwanzig Tomatenstauden mit der grössten Papaya und ihren ersten Früchten im Vordergrund, 16. Mai 2024
Ananas Stecklinge mit den Tomatenbäumen "Tamarillo", 16. Mai 2024

Alltagsroutine "Garten-4"…Pflege des Gartens

Obwohl das Aufziehen und Anpflanzen grosse Mühe und Geduld fordert, bereitet es grosse Freude, wenn wir erkennen dürfen, dass doch das meiste prächtig gedeiht und wächst. Ein Garten verlangt natürlich nach gewisser Pflege. Bei diesen täglichen Temperaturen von über 30°C, ist Wasser das entscheidende und unerlässliche Element zum Erfolg. Ein Garten zu Pflegen ohne eigenes Grundwasser, wäre eine sehr kostspielige Angelegenheit. Nur wenige Haushalte verfügen über einen eigenen Wasseranschluss oder über eine eigene Grundwasserpumpe. Unser Haus verfügt glücklicher weise über beide Optionen. Grundwasser und Stadtwasser. Einmal mehr, sind wir mehr als privilegiert, gegenüber unserer meisten direkten Nachbarn. Uns ist es bewusst und wir sind dankbar darüber dass Wasser verfügbar ist. Das Stadtwasser wird von uns nicht genutzt, da teuer und nicht besser. Bisher hat uns die Grundwasserpumpe gut versorgt. Die vor unserem Einzug installierte Grundwasserpumpe war von Anfang an eine Bedingung von uns.

Jeden Morgen geben wir als Alltagsroutine dem Garten also sein notwendiges Wasser. Den Tomaten am meisten, gefolgt von den Kürbissen und Wassermelonen. Am wenigsten Wasser erhalten die Ananas, diese mögen es etwas trockener. Unsere Maracujas an der Pergola sind bereits gute 3m gewachsen und erhalten das Wasser über eingesteckte Pet-Wasserflaschen. So ist eine Dosierung einfacher und sparsamer. Die frischen Beete erhalten über eine feine Wasserbrause ihr frisches Nass. Natürlich musste auch diese Gartenbrause aus der weit entfernten Stadt organisiert werden.

Diese morgendliche Routine, ist immer wieder mit Spannung erfüllt. Welche Pflanzen wurden verschont und welche wurden nun doch an- oder sogar abgefressen. Obwohl hier im Garten keine der hiesigen lebenden riesigen  Schnecken (gute 10-15cm grosses Schneckenhaus)  unterwegs sind, gibt es sehr grosse Heuschrecken. Die beissen mit ihrem Kauwerkzeug ein kleines junges Pflänzchen mit einem Biss einfach durch. Das Pflänzchen ist damit verloren.

Zum Glück gibt es diese Heuschrecken nicht in Scharen. Wenn eine in den Garten fliegt, hört Mensch das Geklacker  der Flügel von weitem. Dann ist es ratsam die Heuschrecke ausfindig zu machen, bevor diese zubeissen kann. Behutsam wird diese dann über die Hausmauer bugsiert, oder einfach weggescheucht, mit dem frommen Wunsch, nicht zurück zu kehren.

Kein Tier oder Insekt soll getötet werden, mit Ausnahme der Moskitos und der Kakerlaken. Moskitos greifen uns körperlich an, so gestatten wir uns doch, diese Angreifer zu eliminieren, reiner Selbstschutz. Bei den Kakerlaken ist es ein besonderer Fall. Im letzten Haus hatten wir hunderte davon in den Rohren vom Abwasser. Dies ist nichts erfreuliches. Denn in der Nacht kommen diese ins Haus, wenn auch nur vereinzelt, dennoch sind die schnellen und grossen Kakerlaken schnell einmal überall.

In diesem Haus wollen wir das vorneweg verhindern. Im Haus gibt es keine versteckten Nischen und Ecken durch Möbel oder Schränke und die Abwasserrohre sind bisher frei von diesem Getier. Wenn eine erblickt wird, muss diese leider eliminiert werden. Denn heute ist es eine, in einer Woche sind es zahlreiche mehr.

Als mögliche zukünftige Gartenräuber hat sich noch ein Pärchen eines Nachts gezeigt. Wahrscheinlich hier in der Nähe Zuhause, zeigten sich diese zwei kleinen Affen. Ein Foto in der Nacht war mit unseren Smartphones leider nur schlecht möglich. Im Aussehen glichen sie sehr einer Katze, denn zuerst meinten wir es sei eine Katze, obwohl Katzen nicht oft anzutreffen sind. Kopf und Körper sehr Katzenähnlich, nur dass die Augen grösser, die Ohren Rund und der Schwanz doppelt so lang ist und sehr buschig. Mit langsamen Bewegungen, eben wie eine Katze, schlichen Sie auf der Hausmauer daher. Nun wünschen wir uns, dass diese beiden Freunde in Zukunft nicht zu zusätzlichen Gartenplünderer mutieren, wir werden sehen.

So gehört auch dies zur Tagesroutine neben dem Garten und eine rundum Kontrolle um das Haus. Aufmerksam beobachten, was hat sich verändert, wo gibt es Spuren von Ameisen oder sonstigem beim oder im Haus. Bisher haben wir diesbezüglich wirklich ein gutes Haus gefunden. Ausser unsere Hausfreunde die Geckos. Diese dürfen aber gerne drin bleiben, da diese alles was kleiner ist fressen und so für uns vieles aufräumen.

Der Garten verlangt wohl die Meiste unserer verfügbaren Zeit eines Tages. Auch weil wir das eine oder andere Testen. Ein Garten ausschliesslich im Sand, ist ein Unterschied gegenüber einem üppigen Humusboden. Düngen wollten wir zuerst einmal nicht. Leider haben wir das Thema bei einem Freund angesprochen und am nächsten Tag hatte dieser bereits einen Sack voller Kuh- mit Hühnermist besorgt. Sprich in Tansania nie etwas an wenn du es noch nicht benötigst. So verfügten wir plötzlich ungewollt über einen natürlichen Dünger, also gaben wir den schwächsten Pflanzen etwas Hilfe, mal sehen ob es nützlich ist. Denn jeder Mist, schleppt auch anderes, eventuell ungewolltes  mit sich.

Welche Alltagsroutine noch so ansteht, erfahrt ihr in den kommenden Titeln wie „Einkaufen“ oder „Kochen“.

Kürbisblüte, welche in den Morgenstunden für ca. 2 Stunden offen steht, im Mai 2024

Alltagsroutine "Einkaufsweg"

Bagamoyo selbst, darf Mensch sich als grosses Dorf, oder als kleine Stadt vorstellen. Im ganzen Bezirk Bagamoyo mit einer Fläche von 1423 km2, leben 205’478 Menschen. Also 144 Menschen auf einem km2. In der Schweiz ist die Dichte in Agglomerationen um den Faktor 10-15 mal höher.

Im weitläufigen Ort Bagamoyo selbst, dürfte es nach unserer Schätzung ca. 8000-10000 Einwohner geben, leider finden wir nur Angaben über Regionen und Bezirke, nichts aber über die Orte im spezifischen. Nun gut, es soll auch nur dazu dienen, eine kleine Vorstellung zu erhalten.

Die Bezeichnung „Stadt“, wird durch zwei vorhandene Banken, ein Vorhandensein gewisser Ämter, sowie eine Postfiliale, hervorgehoben. Warum es eine Postfiliale gibt, in einem Bezirk ohne Adressen und ohne Postverteilung, haben wir noch nicht herausgefunden. Über den Ort Bagamoyo mit seinen Bewohnern soll später in einem eigenen Kapitel ausführlicher berichtet werden.

Nun, warum die Bezeichnung „Dorf“, genauso zutreffend oder noch zutreffender ist, zeigt sich durch die vorhandene oder nicht vorhandene Infrastruktur. Die 3 Hauptverbindungsstrassen sind asphaltiert, alles andere besteht aus Sand-Pisten. Einzelne scheinbar wichtige kleine Strassen werden mit Schotter und Teer befahrbarer gemacht.

Mit unseren Fahrrädern sind wir pro Einkauf in der Regel gute zwei Stunden unterwegs, für hin und zurück. In der Regenzeit vielleicht etwas länger, wenn wir Umwege fahren müssen. Meist gehen wir jeden dritten Tag einkaufen, sofern wir nichts dringendes benötigen.

So fahren wir von einem Geschäft zum anderen, bis wir alle Lebensmittel oder Haushaltsartikel beisammen haben.

Auf der Strecke durchfahren oder durchlaufen wir verschiedene Etappen mit unterschiedlichen Anforderungen. Die erste Etappe ist eine Abkürzung und beginnt gleich bei unseren Nachbarn, da über die offizielle Strasse der Sand so hoch ist, dass ein Schieben der Velo’s sehr mühsam ist. Die Abkürzung beinhaltet jedoch eine meist lautstarke Begrüssung der spielenden Kindern. Alle wollen kurz „hallo“ sagen und eine kurze Berührung mit uns erhaschen. Ähnlich geht es dann weiter durch den Aussenbezirk mit wenigen Häusern. Von Überall her rufen Kinder „Msungus“ (weisse) und grüssen lautstark mit good Morning oder nur Mambo! Nun bleibt es zum Glück, da wir jetzt auf dem Velo fahren, bei einem freundlichen Winken und einem Gruss wie „Habari asuhbui“ oder einem einfachen „Boa“, oder auch nur hellooo! Gegrüsst wird von den Leuten immer wieder einmal, meist mit einem anschliessenden kurzen Karibu (willkommen), auf der ganzen Strecke. Die Begrüssungen geben uns immer wieder das Gefühl akzeptiert, willkommen und Zuhause zu sein.

Nach einer Durchquerung von kleinen Reisfeldern und etwas brachem Land mit Cashewbäumen, gelangen wir auf eine asphaltierte Strasse. Ab hier gilt besondere Vorsicht, denn zum Teil gibt es grosse Schlaglöcher, welche nicht abrupt umfahren werden sollten. Denn ein plötzliches Ausscheren, könnte zu einer Kollision mit einem von hinten kommendem Boda Boda (Motorrad) Fahrer führen.

Generell sind wir jedoch sehr gemütlich unterwegs, denn überall gibt es etwas zum schauen. So geht es weiter bis zum ersten Laden.

Cashewbaum auf dem Weg zum Einkauf, noch blühen sie nicht.

Alltagsroutine "Einkaufsmöglichkeiten"

Wie darf sich Mensch die Geschäfte hier in Bagamoyo vorstellen. Von einem Geschäft, im Sinne wie, Ladenräumlichkeiten mit Verkaufsregalen mit den unterschiedlichsten Produkten ist kaum die Rede. Es gibt diese Art von Läden in sehr geringer Anzahl tatsächlich auch, doch diese werden kaum von der breiten Bevölkerung besucht. Diese Geschäfte haben bereits ein höheres Preisniveau und sind daher eher für die wenigen Menschen mit einem soliden Einkommen ausgerichtet.

In einem solchen Laden besorgen wir die Produkte, welche sonst nur schwer, oder überhaupt nicht zu bekommen sind. Kaffee, Fruchtsäfte, alles für die Körperpflege oder etwas zum Naschen, wie Kartoffelchips nach tansanischer Art liegen so in unserem Einkaufskorb.

Dass sind dann auch die mit Abstand teuersten Produkte, obwohl der Kaffee aus Tansania ist und die meisten anderen Produkte ebenso. Die wenigen importierten Markenwaren haben im Schnitt einen in etwa doppelten europäischen Preis und sind absolut nicht in unserem Fokus.

Dabei sorgt jeder Einkauf in diesem Laden immer wieder für ein Schmunzeln. Hier geht es sehr gemächlich zu und her. Immer wieder möchte uns jemand vom Laden den Einkaufskorb tragen und hinter uns her laufen. Dankend lehnen wir mit einem Lächeln ab. Oder wenn es zur Kassiererin geht, ist es nicht selten, dass wir diese aus einem kleinen Schläfchen erwecken müssen, leider. Allerdings ist zu erwähnen, dass die gleiche Mannschaft dieser Angestellten irgendwie nie einen freien Tag haben. Immer sind alle hier, egal zu welcher Tageszeit oder an welchem Wochentag, auch Sonntags. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Angestellten ihre Pausen nehmen, wenn niemand im Laden ist.

Nicht selten kommt es vor, dass kein Strom vorhanden ist und das Kassensystem ausser Funktion ist. So wird kurzerhand mit dem Taschenrechner zusammengezählt und abgerechnet. Mittlerweile hat sich dieser Supermarkt ein Notstromaggregat installiert, dies zeigt schon, dass der Laden mit seinen ca. 120m2 Ladenfläche, einer mit Abstand grössten hier im Ort ist. Erst kürzlich noch, wurde das kleine Nachbargeschäft übernommen und die Fläche nochmals vergrössert.

In diesem Geschäft gibt es die meisten Artikel im Angebot, ausser frisches Gemüse, Früchte, Zwiebeln oder ähnliches. Seltener sind wenige sehr teure Äpfel ausgelegt.

Dieser Supermarkt ist zwar teuer, bietet für uns doch die Annehmlichkeit alles an einem Ort zu finden und nicht in den unterschiedlichsten Klein-/ und Kleinstgeschäften mühsam danach zu suchen. So ist dieser „Amigo“ Laden wirklich ein Freund, den wir regelmässig aufsuchen.

"Amigo" Supermarkt mit unseren beiden Fahrrädern, im 25. Juni 2024

Alltagsroutine "Gemüseeinkauf"

Fleisch oder Fisch benötigen wir als Veganer zum Glück nicht. Der doch grosse Fischmarkt liegt unten am Hafen und stinkt gewaltig, dazu aber mehr in einem folgenden Kapitel über Bagamoyo.

Auch Fleisch gibt es in speziell dafür erstellten „Metzgereien“. Das Verfügbare Fleisch hängt an grossen Haken, nicht selten ganze Rinderhälften. In Tansania wird alles verwertet, sei es der Rinderkopf bis zum Rinderschwanz. Allerdings werden diese an einem anderen Ort, für den Kunden zuvor „geschält“ und gerüstet, besonders die Hufe. Dies jedoch nur am Rande, denn wie bereits erwähnt, brauchen wir nichts davon.

Unser Fokus richtet sich auf alles pflanzliche und was daraus hergestellt werden kann. Das beginnt mit simplen Kartoffeln und endet mit unseren Lieblingen den „Okras“. Nicht immer ist alles verfügbar. Es gibt Tage, da finden wir kein Blattgemüse (Spinatähnliches), oder dann sind die Zwiebeln kaum oder nur in einer schlechten Qualität verfügbar. Besonders in der grossen Regenzeit, März bis Mai, war dies öfter der Fall, dass das Gemüse nicht besonders schön war. Wir waren froh, gab es überhaupt etwas, so stark wie es manchmal geregnet hat.

Salate werden nirgends angeboten. Egal welcher Art, Tansania scheint ein Land ohne Salate zu sein, obwohl wir in Arusha manchmal Eisbergsalat gesehen haben. Arusha im Norden, liegt erhöht und hat doch ein kühleres Klima als hier an der Küste unten. Wir versuchen jetzt im Garten salatähnliche Pflanzen aus der Region aus Samen zu ziehen, ob es uns glückt, wird sich zeigen.

Gemüse, wie auch Früchte, werden an vielen Orten angeboten. Meist in sehr einfachen Ständen aus Holz und einem Blechdach darüber. Sogar direkt in unserer Nachbarschaft gibt es solche Einkaufsmöglichkeit, mit sehr geringem Angebot. Wenn wir nicht in das Städtchen fahren wollen, nutzen wir ab und zu auch diese naheliegenden Läden.

 Neben diesen Ständen gibt es noch sehr kleine Mikrogeschäfte–Gemischtwarenläden, bei uns noch in Erinnerung als „Tante Emma-Laden“. Dort erhält Mensch von Waschpulver bis zum Moskito-Räucherstäbchen doch so einige Artikel.

Wir versuchen immer möglichst verschiedene Läden zu berücksichtigen und doch haben wir mittlerweile manche Stände etwas bevorzugt. Einfach weil das Angebot in der Regel sehr gut ist und ein Geschäftsinteresse besteht. Mit anderen Worten, gibt es Verkaufsstände mit vernachlässigter Ware und ohne Engagement ohne Fröhlichkeit. So ist es nicht selten, dass plötzlich jemand anderes den Laden übernommen hat.

In den genannten Tante Emma Läden gibt es die feinen tansanischen Nudelknäuel zu kaufen. Diese haben es uns besonders angetan, doch auch diese gibt es nicht immer.

Längst gibt es nicht die Gemüsevielfalt wie in Europa, leider. Dafür wächst alles im eigenen Land und nichts ist importiert, so wenigstens unsere Vermutung. Brokkoli, Bohnen, Blumenkohl, Rosenkohl, Mangold oder Zucheti, sind Gemüsesorten welche Mensch vergeblich sucht. Vorherrschend sind Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Süsskartoffeln, Manjok, Okras, Erbsen, Karotten, Auberginen und nicht zuletzt Weisskohl und eine Art Spinat.

Weisskohl kaufen wir meistens bereits fertig frisch vor unseren Augen geraffelt. Mehl, Reis oder Hülsenfrüchte sind wiederum in dafür spezialisierten kleinen Tante Emma Läden zu finden. Wie auch stilles Mineralwasser oder andere Getränke, welche wir uns manchmal gönnen.

So ist es auch mit den Früchten. Wer Früchte anbietet, hat meist kein Gemüse und umgekehrt. Bananen, Orangen, Papayas und Ananas sind fast immer erhältlich. Jackfrüchte, Passionsfrüchte (Maracujas) und Mangos sind saisonal bedingt nicht immer zu kriegen. In den wirklich heissen Monaten, gönnen wir uns auf dem Rückweg oft einen kühlen frisch gepressten Zuckerrohrsaft mit Ingwer und Limonen. Schmeckt köstlich und wirkt wie ein Energie-Drink.

So sind wir nicht selten schwer bepackt, wenn es wieder nach Hause geht. So eine Einkaufstour dauert in der Regel zwei bis drei Stunden, bis wir alles zusammen haben.

Überall werden wir immer freundlich begrüsst und oft wird noch etwas zusätzlich in die Taschen gelegt, als Dank ein treuer Kunde zu sein.

Unsere Gemüsestrasse am 3. Juli 2024
Weisskoh frisch geraffelt, 19. Juni 2024
Gemüsestand mit typischer Auslage, 3. Juli 2024
…oder Gemüsestandvariante zwei, 3. Juli 2024
Im Hintergrund ein Tante Emma Laden, ebenfalls am 3. Juli 2024

Alltagsroutine "Kochen"

Gekocht wir nur einmal am Tag. Dies immer am späteren Nachmittag. Am Mittag essen wir oft einfach nur eine Schale mit Früchten und Haferflocken. Hinzu kommt dann immer das Baobabpulver, welches hier natürlich günstig zu haben ist. Sogar Weizengraspulver und Moringapulver haben wir gefunden. Wichtige Zutaten zu unseren Müsli’s. Das Morgenessen besteht aus einem Kaffee, manchmal ein fürchterliches  Toastbrot dazu, wenn der Hunger sich melden sollte.

Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es nicht alle Gemüsesorten, welche wir in der Vergangenheit, also in der Schweiz, so zum Kochen für unsere Menüs verwendet haben und eher gewohnt waren. So schmälert sich die Abwechslung der möglichen Menüs doch sehr. Zudem verfügen wir über keinen Backofen, obwohl es die gewaltigsten Geräte mit riesigem Backrohr zu kaufen gäbe, natürlich auch weit entfernt in der Stadt. So beschränkt sich das ganze Kochen im Moment auf ein Gasrechaud mit zwei Flammen. Das Gas dafür, erhalten wir glücklicherweise nahe in unserer Nachbarschaft, in einem kleinen Tante Emma Laden.

Mit Gas kochen zu dürfen ist ein absoluter Luxus hier. Viele, wenn nicht sogar die meisten, kochen auf einfachen sehr kleinen Holzkohleofen, gleich vor dem Haus. Vieles wird auch in einer grossen flachen Pfanne einfach fritiert. Dies geschieht dann über einem Holzfeuer, natürlich auch vor dem Haus. Aktuell versucht die Regierung von Tansania die Menschen zu überzeugen, auf Gas umzusteigen. Ob dies gelingt, wird sich zeigen. Die Menschen würden dies sicher gerne befolgen, sofern das Gas erschwinglich sein wird.

Pfannen und Töpfe findet Mensch in diversen Ausführungen. Von den einfachen dünnen und sehr ungesunden puren Aluminiumtöpfen, bis zu den beschichteten Aluminiumpfannen. Diese sind meist als ganzes Set zu erwerben, was wir denn auch getan haben.

Das nächste wichtige wäre ein einfaches Rüstbrett. Ein solches zu finden ist nicht ganz einfach. Wir hatten Glück und fanden eines in für uns passender Grösse. Messer gibt es wiederum in allen Grössen. Angefangen bei einem kleinen Rüstmesser, bis zu einer riesigen Machete, welche gut geeignet sind um Kokosnüsse professionell zu knacken.

Zurück zu unseren Kochmöglichkeiten. Durch das Fehlen eines Backofens, fallen die Menüs wie Gemüsepizza, Gemüsewähe mit Blätterteig, gefüllte Gemüsepapaya mit Tofu oder einen einfachen Kartoffelgratin weg. Wenn wir etwas vermissen, gehört so ein richtig ungesunder Blätterteig schon dazu. Ebenso vermissen wir frische Kräuter und Salate. Auch hier versuchen wir, sofern wir Samen finden, dies im Garten anzupflanzen.

Die Menschen hier ernähren sich hauptsächlich aus Fleisch, Fisch, Reis und aus diversen Hülsenfrüchte wie auch natürlich das überall erhältliche „Ugali“. Ein ungesalzener aus Maismehl gekochter Brei, welcher bis zu einem Teig gerührt wird. Daraus wird eine grosse weisse Kugel geformt. Mit der rechten Hand werden dann kleine Happen entnommen, mit der Hand etwas geknetet, um vor dem geniessen noch in eine vorhandene Sosse einzutauchen. Ugali essen alle noch immer nur von Hand, auch wenn Besteck bereit liegt. Auch wir haben uns versucht Ugali zu kochen, allerdings gehört diese Mahlzeit nicht zu unseren Favoriten. Ugali ist sehr beliebt aus dem einfachen Grund, es macht den Menschen satt.

Wenn Veganer hier in Tansania auswärts essen, ist schnell bestellt. Egal wo oder wann, die Menüs bestehen immer aus Mchele, Mboga und maharage. Also Reis, Gemüse und rote Bohnen. Wobei das Gemüse kaum ersichtlich im Teller in einer ganz kleinen Ecke zu finden ist, wenn überhaupt. Ist Mensch nämlich zu einer Zeit im „Restaurant“, in der die Töpfe bereits leer gegessen sind, bleibt nur noch die Sosse des Gemüses übrig und es findet sich eventuell noch ein kleines bisschen Okra darin. Dazu aber mehr im eigenen Kapitel über Bagamoyo später.

Sansibar soll die Insel der Gewürze sein. Leider zeigt sich dies nicht zwingend hier in Bagamoyo. Es ist nicht ganz einfach herauszufinden, wo welche Gewürze in welcher Qualität verfügbar sind. Bisher haben wir die Standard Gewürzmischungen wie Curry, Garam-Masala, Birian-Masala oder Pilau. Das sind alles feine Gewürzmischungen, absolut, nun aber suchen wir zusätzlich gute Einzelgewürze wie Pfeffer, Paprika etc. in kleinen Portionen. Meist sind diese zu 500g abgepackt und wenn nun das z. B Paprika-Gewürz nicht gut sein sollte, haben wir viel Geld ausgegeben, denn Gewürze sind auch hier nicht günstig zu kriegen.

Nun gut, so gilt es die Fantasie walten zu lassen, um mit den wenigen Zutaten, trotzdem ein wenig Abwechslung zu kreieren. In der Regel kochen wir Gemüse mit einer Zulage wie Nudeln, Kartoffeln, Reis oder einer Hülsenfrucht wie eben die roten Bohnen. Soll etwas besonderes auf den Tisch, gibt es in seltenen Fällen auch mal eine gedeckte Pfannenpizza, Saitan, Okarabällchen oder mit Haferflockengemüse gefüllte Tomaten.

Besonders vermissen wir unser selbst gebackenes Brot. Obwohl Hedli bereits Versuche durchführte, in der Pfanne Brot zu backen, sind die Ergebnisse mit einem Brot aus dem Backofen doch nicht ganz vergleichbar.

Da wir ohnehin bereits in der Schweiz weniger Brot gegessen haben, fehlt uns nicht wirklich etwas. Denn Produkte mit Weizen, versuchen wir zu vermeiden, oder aber einfach als Dessert, wie ein Hefegebäck. Leider konnten wir bisher noch kein Dinkelmehl ausfindig machen. So ist es eben, andere Länder, andere Lebensgewohnheiten. Wir werden dies sicher überleben.

Zum Schluss sei hier noch zu bemerken, dass Reis oder Hülsenfrüchte offen verkauft werden. Dementsprechend erfolgt vor dem Kochen eine akribische Suche nach kleinen Steinchen. Besonders im Reis, gibt es immer wieder diese Zahnzerstörende Fremdkörper. Das anschliessend sehr gute Spülen und Waschen ist selbstverständlich.

Im Anschluss wenige Bilder zur Ansicht der Kochkreationen.

Einfaches aber frisches Gemüse mit ganzen Bratkartoffeln, ein Lieblingsgericht von uns. 24. Juni 2024
Menü mit Seitan, Reis und Gemüse. Wenn es die Zeit erlaubt und unsere Gelüste danach sind, gibt es auch mal aufwändigere Menüs. 21. Juni 2024
Menüversuch mit Sojatrester geformte Okara Bällchen. Schmeckte wunderbar. 3. Juli 2024
Obwohl wir unseren Zuckerkonsum massiv reduzierten, verlangt es ab und zu nach etwas Süssem wie dieser Hefekuchen mit Marmelade gefüllt und in der Pfanne gebacken. Auch dies ein Testversuch von Hedli am 23. April 2024

Alltagsroutine "Waschen"

Nun zur letzten häuslichen Aufgabe– das Waschen unserer Kleider. Im ersten Haus welches wir gemietet hatten, besorgten wir uns schon bald eine Waschmaschine wie Mensch es kennt. Mit diversen Waschprogrammen, Spülen und Schleudern der Wäsche. Mit anderen Worten, Maschine befallen, Programm Starten und fertig.

Die Maschine hatten wir vor unserer Abreise aus Tansania an die Familie unseres Freundes verschenkt, siehe dazu mehr weiter oben unter „Die Waschmaschine“.

Diese Anschaffung damals war unüberlegt und entsprach nicht unserem Vorsatz, denn noch immer versuchen wir nur das allernötigste anzuschaffen. Dazu gehört eben nicht eine Waschmaschine. So erfolgt im Moment das Waschen komplett manuell. So wie es die Menschen fast alle hier tun. Es braucht mehr Zeit, Mühe und Ausdauer, aber es ist durchaus möglich.

Zudem sollte erwähnt sein, dass nur leichte Kleider zu waschen sind. Ausser der Bettwäsche mit zwei Leintüchern und zwei Kissenüberzügen, gibt es keine wirklichen Wäscheberge, die gewaschen werden möchten. Meistens besteht eine Wäsche aus T-Shirts, Blusen, kurze Hosen oder Frotteetücher.

Dies geschieht dann in unserer manuellen Waschmaschine, siehe dazu unten das Bild. Zwei Becken dienen als Hauptgang, Spülgang-1 und Spülgang-2. Durch Kneten und Walken der Wäsche, wird der Schmutz aus den Wäschestücken gespült. Handwaschpulver gibt es überall zu kaufen. Chemie, Bewegung, Wasser, Wärme und Zeit, sind Voraussetzungen für saubere Wäsche. Die zu geringe Wärme (keine 40°C) kompensieren wir durch längeres Einwirken des Waschpulvers. Damit beim wegschütten des verschmutzten Wassers nicht jedes mal ein See entsteht, haben wir Steine gesetzt, welche auf einer Drainage liegen. So fliesst das Waschwasser unbemerkt in den Sandboden. Der Sand selbst dient als effizienter Schmutzfilter. Die Einheimischen schütten dieses Wasser meist einfach vor dem Haus auf die Strasse.

Sind dann die drei Waschgänge inklusive Spülungen mit frischem Wasser durch, erfolgt das ausdrehen der Wäschestücke. Bereit für unsere erstellte Wäscheleine. In der Regenzeit ist es nicht ratsam ausser Haus zu gehen, bevor die Wäsche trocken ist, sonst besteht die Gefahr, dass am Abend noch alles durchnässt sein kann, durch die kurzen aber kräftigen Regengüsse.

Durch die Wärme, schwitzt Mensch natürlich stärker, so dass in der Regel täglich die Kleidung gewechselt wird. Wir möchten nicht negativ hier in Tansania auffallen. Denn die Leute hier riechen höchst selten verschwitzt und wenn doch, ist es jemand welcher an einer schweisstreibenden Arbeit beschäftigt ist. Wir wundern uns immer wieder, wenn wir mit dem Bus fahren, wie sauber und ordentlich die Menschen hier gekleidet sind. Besonders die Hemden der Männer sind meist tip top gebügelt und sauber. Ebenso die Frauen mit ihren meist identischen Kleidern, welche aus zwei oder drei farbigen Tüchern besteht. Gebügelt, natürlich mit einem Bügeleisen, welches mit Kohle erhitzt wird. In Europa gelten diese Geräte als Dekoration.

So wäre hiermit die letzte unserer Alltagsroutine beschrieben. Die nachfolgenden Titel sollen die Haustechnik sowie etwas über unsere direkte Umgebung, also unsere Nachbarn aufzeigen.

Unsere manuelle Waschmaschine im Einsatz, 16. Juli 2024

Haustechnik "Strom"

Die Haustechnik ist generell einfach und übersichtlich gehalten. Trotzdem sind einige sehr clevere technische Unterstützungen enthalten, welche den Staat viel Aufwand einspart. So wird der Strom im Voraus bezahlt. Dies geschieht über ein spezielles elektronisches Kästchen, ein „Interface“. Dieses zeigt an, wieviele kWh zum Verbrauch noch verfügbar sind. Geht die Kapazität dem Ende zu, kann mit dem Smartphone ein gewünschter Betrag hochgeladen werden. Niemand braucht Rechnungen zu schreiben oder Mahnungen zu verschicken. Viel Zeit, Geld und Material wird damit vom Staat eingespart.

Wir selber benutzen jedoch diese Bezahl-App (MPesa) nicht und fahren ins Städtchen zu einem speziellen „Wakala“ Laden. Dort können Telefonguthaben oder eben für den Strom, gewünschte Guthaben aufgeladen werden. Umgehend erhält der Kunde eine Quittung auf das Smartphone und auf dem Kästchen wird jetzt das vorhandene  kWh Guthaben angezeigt. Mit dieser Zahlung wird zugleich eine „Steuer“ für das Haus und die darin lebenden Personen abgezogen. Aktuell sollen dies scheinbar um die 2000Tzs sein pro Monat, also um die 0.70 CHF. Häuser ohne Stromanschluss sind also auch von dieser „Kopfsteuer“ befreit, so wenigstens nehmen wir es an.

Da es keine Briefkasten, keine Postverteilung und auch keine Adressen existieren, können auch keine Rechnungen ins Haus flattern, wie praktisch. Alles wird im Voraus bezahlt. Aktuell verbrauchen wir im Durchschnitt ca. 1.5 kWh/Tag. So reicht uns die angezeigte Leistung (siehe Bild unten) noch gute 38 Tage, bevor erneut Guthaben zu laden ist. Das letzte und zugleich erste mal war direkt nach unserem Einzug Anfangs März 2024.

Unsere elektrischen Verbraucher sind schnell aufgezählt. Da wären drei Deckenventilatoren, sechs LED Lampen, ein Kühlschrank und natürlich die Wasserpumpe im Garten, welche das Grundwasser hoch in den Tank pumpt. Nicht zuletzt wären da noch unsere Ladegeräte für unsere Smartphones und Tablets. Somit wäre denn das Thema Strom abgeschlossen.

Ah, da fällt mir noch ein, im ersten Haus 2023, gab es immer wieder länger dauernde Stromausfälle von mehreren Stunden. Jetzt im März 2024, ist endlich der Julius-Nyerere-Staudamm in Betrieb genommen worden. Das Projekt geht auf Julius Nyerere (1922–1999) zurück, der 1976 eine erste Machbarkeitsstudie in Auftrag gab. Seither sollte dieses Projekt immer wieder verhindert werden. Neben der amerikanisch dominierten Weltbank versuchten das UNESCO-Welterbe sowie grüne NGOs wie die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) die Realisierung des Nyerere-Kraftwerks zu verhindern. Die IUCN wird mit 534 Millionen US-Dollar zu einem Drittel von den USA finanziert. So viel zu den scheinbar so „guten“ Amerikanern. Doch dies nur am Rande.

Tansania hat sich zum Glück durchgesetzt und finanzierte den Staudamm mit gänzlich eigenen Mitteln. 2019 wurde mit dem Bau begonnen, also nach 48 Jahren. 

Seither gibt es tatsächlich, keine nennenswerten Ausfälle mehr von mehreren Stunden. Aus diesem Grund sind die Tansanier besonders stolz auf diesen Bau. Zudem reguliert der Staudamm in der Regenzeit die Wassermassen des Rufiji-Fluss und soll Strom für 60 Millionen Menschen liefern. Dieses Beispiel zeigt, dass Afrika generell und bewusst klein gehalten werden soll, doch dies wird sich in der Zukunft hoffentlich auch ändern.

Im Kapitel „Bagamoyo“ sollen später weitere Themen angesprochen werden, über das Leben hier in Tansania und dem kleinen Ort Bagamoyo.

Einrichtung für "kWh" Guthaben hoch zu laden und zur Kontrolle der verbleibenden Leistung, welche noch verbraucht werden kann.
Elektro-Hauptanschluss nach Richtlinien in Tansania 🙂

Ausnahme ist das städtische Wasser. Unser Haus hat einen solchen Anschluss, den wir jedoch nicht nutzen. Wasserbezüge werden direkt vor Ort, von Angestellten des Wasserwerks eingezogen. Dies haben wir erlebt, weil scheinbar vor unserem Einzug, Wasser von Dawasco, genutzt wurde. So zahlten wir eben einen scheinbar ausstehenden Betrag von umgerechnet ca. 24 CHF.

Wasser vom städtischen Werk ist kostspielig. Die meisten Haushalte haben deswegen das Wasser von einem Brunnen, den sich einige Familien einfach teilen. Solche einfachen Brunnen mit einer manuellen Vorrichtung zum Pumpen, gibt es unzählige.

Haustechnik "Frischwasser"

Eines ist klar, ohne Wasser kein Leben, wir denken das ist allen Menschen bewusst. Viel zu selbstverständlich wird diese unverzichtbare Resource in Europa genutzt. Anders hier in Tansania. Viele Menschen leben noch immer ohne direkten Wasseranschluss in das Wohnhaus. Doch auch dieses Thema soll in einem eigenen Kapitel später noch thematisiert werden.

Unser Mietshaus bietet erfreulicherweise zwei Wasser Zuführungen. Die eine ist das städtische Wasser, über eine Wasseruhr und die zweite, welche wir ausnahmslos nutzen, ist die Grundwasserpumpe, welche Wasser aus dem Grundwasser hochpumpt. Dieses gelangt dann in einen speziell dafür installierten Wassertank von 3000L. Die Wasserpumpe besitzt keine Automatik, welche erkennt, wann der Wassertank sich leert und erneut gefüllt werden müsste. Die Automatik sind wir selber. Durch die Gartenbewässerung, welche viel Wasser benötigt, ist eine Füllung des Wassertanks in der Regel täglich notwendig.

So können wir durch einen Schalter im Haus die Pumpe aktivieren, damit diese Wasser aus dem Grundwasser heraufpumpt und in den ca. 3.5 Meter höher gelegenen Wassertank einspeist. Durch die geringe Höhe, besteht auch nur ein geringer Wasserdruck, wie ich bereits im Titel „Körperhygiene“ erwähnt hatte.

Die Grundwasserpumpe war uns wichtig, denn nur mit städtischem Wasser, wäre der Garten ein teures Unterfangen. Die Qualität des Grundwassers ist mittlerweile gut. Zu Beginn hatte das Wasser einen schwefligen Geruch. Das Ganze musste sich zuerst wohl wie „durchspülen“, so unsere Vermutung.

Wir könnten das Wasser untersuchen lassen wie gut die Qualität wirklich ist, doch hier gehen wir nach dem Motto, was Mensch nicht weiss, macht ihn nicht heiss. Zudem hätten wir eh keine Alternative, also was Solls. Ängste ablegen und einfach im Vertrauen sein. Wer negativ denkt, erhält negatives und umgekehrt.

Wasser welches wir trinken, in einem Tee oder Kaffee, wird eh gekocht. Bisher hatten wir hier in Tansania noch keinen einzigen Tag einen schlechten Bauch mit Magenbeschwerden oder Durchfall, denn wir denken positiv und sind nicht in der Angst. Natürlich ist immer vieles möglich, doch dieses „viele“ brauchen wir nicht und verschwenden keinerlei Gedanken in solche Richtungen. So wäre dieses Thema „Frischwasser“ an dieser Stelle abgeschlossen, mit der Erwähnung, dass wir uns auch hier bewusst sind, wie privilegiert wir hier leben dürfen.

Die Wasserpumpe wird zum Testen das erste mal angeschlossen und abgesenkt, im März 2024
3000 Liter Wassertank auf ca. 3.5m erhöht.

Haustechnik "Ab- und Schmutzwasser"

Dass hier im eher ländlichen Gebiet keine Kanalisation existiert, ist sicher vielen bewusst. Auch in der Schweiz waren die ländlichen Regionen noch lange nicht an Kanalisationen angeschlossen. Auch in Frankreich sind heute noch abgelegene Häuser nicht an einer Kanalisation.

Wohin geht also all unser vom Menschen produziertes Schmutzwasser. Leider ist es noch so, dass der Mensch Nahrung benötigt. Dieses Thema finde ich persönlich als besonders lästige und nicht wirkliche fortschrittliche Lösung. Was in den Körper hineinkommt, will irgendwann auch wieder raus. Dieser menschlich erzeugte „Abfall“ geschieht millionenfach, tagtäglich. Ob die Kläranlagen in den Industriestaaten die perfekte Lösung ist, möchte ich anzweifeln, zu viel Wasser wird für diesen Prozess verschleudert und der Klärschlamm muss schlussendlich irgendwie doch noch entsorgt (verbrannt) werden.

Auch unsere Lösung hier in Tansania erfolgt leider noch mit dem bekannten Wasserklosett. Alternativen gibt es hier nicht, obwohl mir selber die Verbrennungslösung am liebsten wäre, doch diese Lösung verschluckt viel Energie, sprich Gas und ist daher auch nicht wirklich empfehlenswert.

Die beste Lösung wäre, der Mensch könnte alleine durch das Licht leben und müsste nicht zwingend Nahrung zu sich nehmen. Ob wir dies erleben, ist leider unwahrscheinlich, obwohl theoretisch, nach gewissen Aussagen dies tatsächlich möglich sei.

So brauchen auch wir eine technische Lösung um unseren menschlichen Abfall entsorgen zu können. Dies geschieht hier in Tansania ähnlich wie in Frankreich, jedoch ohne Bakterien. Es gibt eine Fäkaliengrube und eine Wassergrube. Die Fäkalien sinken in der ersten Grube ab und das Wasser überläuft in die zweite Grube. In dieser zweiten Grube versickert das Wasser einfach im sandigen Boden, welcher gleichzeitig als Filter funktioniert.

Damit das Ganze in Funktion, also im „Fluss“ bleibt, sollte keinesfalls WC-Papier verwendet werden. Die Fäkalien lösen sich mit der Zeit zu einer flüssigen Masse vollständig auf. Papier hingegen verklumpt und würde dieses sehr einfache Prinzip bald einmal wie verstopfen.

Nun fragt sich sicherlich jeder, na wie reinigt sich Mensch denn seinen Allerwertesten? Ganz einfach…mit Wasser. In Europa und vielen anderen Ländern auch, ist Toilettenpapier nicht weg zu denken. Eine Reise nach Osten, zeigt häufig auch eine andere Möglichkeit und zudem hygienischer, wie wir finden. Allerdings eben mit Wasser. Dazu gibt es eine kleine Hygiene-Dusche, wenn Mensch eben etwas privilegierter ist und mit dieser kleinen Brause wird dann das Pohpöhchen blitz sauber. Nachteil an der Sache, der Hintern wird natürlich nass und sollte im Anschluss mit einem Tuch getrocknet werden können. Nicht selten sieht Mensch in Tansania Toilettengänger (Männer) mit einer nassen Hose. Dies gilt hier jedoch nicht als beschämend, sondern als besonders reinlicher Mensch. Durch das warme Wetter trocknet die Hose eh schnell wieder.

Ist also die erste Grube mit den Fäkalien einmal voll, wird diese durch ein spezielles Fahrzeug ausgepumpt. Wo die Entleerung des Fahrzeuges dann im Anschluss stattfindet, wissen wir nicht. Wahrscheinlich irgendwo auf dem Land in eine Grube. Nach dem Motto, aus den Augen aus dem Sinn. Sicher werden wir danach fragen, wenn es denn soweit sein wird.

Trotzdem wünschten wir uns den extremen Luxus einer Verbrennungstoilette wie die sogenannte extrem teure „Cinderella“, das Geld und die Gaskosten wären es mir persönlich wert.

Wer weiss, vielleicht platzt der menschliche Wunschgedanke auf den Mars zu ziehen und jemand kreiert stattdessen eine tolle energiesparende saubere Alternative für das menschliche Riesenproblem. Oder wir schwingen in der Zukunft so hoch, dass eine Ernährung wie wir es heute kennen, obsolet wird.

Ab- und Schmutzwassertanks im Boden versenkt. Alle Abwasserleitungen führen zuerst in den ersten Tank hinten.
Cinderella Verbrennungstoilette mit dem stolzen Preis von gut 4000 CHF, ohne Unterhaltskosten welche durch das Gas entstehen. Aber eine saubere Sache wäre es und funktionieren tut es auch.

Abfallentsorgung

Zum Schluss noch ein tatsächliches Problem, die Abfallentsorgung. Küchenabfälle landen natürlich im Garten. Wir haben keinen Kompost im eigentlichen Sinne, wir befürchten, dass durch den Geruch zu viele Tiere angezogen würden. Unsere Lösung ist ein einfaches aber tiefes Loch im Garten, welches die Küchenabfälle aufnimmt. Ist das Loch fast gefüllt, wird dieses mit Sand wieder zugedeckt und daneben ein neues Loch gegraben. Dies hat sich bewährt, die Tiere wie Raben, Wiesel, Mäuse oder die zwei Affen in unserer Gegend, haben dadurch kaum oder nur erschwerten Zugang. Zusätzlich erhält der Garten so seine Nährstoffe zurück und Humus darf entstehen.

Anders sieht es mit dem restlichen Haushaltsabfall aus. Obwohl wir uns bemühen, kein oder kaum Plastik zu kaufen, ist es unumgänglich Plastikabfall zu generieren. Alleine die Zahnbürste oder die Zahnpastatube sehen wir als riesigen Plastikberg. Gefolgt von den Plastiktüten, in welchen Reis, Mehl oder Hülsenfrüchte, im Offenverkauf abgefüllt werden. Manchmal gibt es Papiertüten, doch dies ist seltener.

Dadurch sammeln sich in einem Monat doch immer wieder Plastikhäufchen an. Es gibt verschiedene Abfallsammler welche Eisen, PET/Plastik oder organische Abfälle sammeln. Die TakaTaka’s nehmen gegen eine kleine Gebühr alles auf ihre einfachen Dreirad-Pickup Fahrzeuge.

PET-Flaschen stellen wir einfach vor das Eingangstor, meistens dauert es keine Stunde und alles ist weg. Die PET-Sammler verdienen so ihren Lebensunterhalt. So verbleiben noch die Plastikflaschen der Reinigungsmittel, oder die Plastiktüten. Diese wiederum sammeln wir momentan und warten bis einmal ein Plastiksammler vorbeikommt, oder wir fahren selber mit dem Sammelgut ins Städtchen, um diesen Plastik bei den Sammlern vor Ort abzugeben, mit der Hoffnung, dass alles abgenommen wird.

Leider gibt es auch Abfälle welche nicht gesammelt werden, wie die Tetrapackungen von Fruchtsäften oder sonstige Kartonverpackungen. Diesen Abfall müssen wir leider verbrennen. In unserer Gegend fahren leider keine Dreirad TakaTaka Fahrer, welche derartigen Abfall gegen eine kleine Gebühr einsammeln würden. So bleibt uns nichts anderes übrig ein Feuer zu machen. Genau das ist jedoch ein grosses Problem hier in der Umgebung oder wahrscheinlich in ganz Tansania. Die meisten verbrennen ihren Abfall direkt beim Haus. Ein Feuer brennt meistens irgendwo. Natürlich landen in diesen Feuern alles was nicht weiter verwendet werden kann, so auch Plastik. Dementsprechend riecht es dann auch.

Im Städtchen gibt es tatsächlich einen Müllwagen und viele TakaTaka Fahrer, welche Abfälle von den kleinen Läden einsammeln. Privathaushalte jedoch verbrennen auch dort ihre Abfälle wie oben erwähnt.

Generell machen wir vielleicht zweimal pro Monat ein Feuer mit Karton, Tetrapackungen und Papierservietten welche wir auch als Taschentücher verwendet haben. Ist das Feuer erloschen, holen wir die übrig gebliebenen Metallfolien von den Tetrapckungen aus der Asche, und sammeln diese für den Eisenhändler.

Soweit uns bekannt, gibt es keine Müllverbrennung. Organische Abfälle landen irgendwo in einer Grube, welche zur Gewinnung irgendwelcher Metalle ausgedient hat. Zum Glück generieren die Menschen hier wenig materiellen Abfall. Alles wird so lange genutzt, bis die Materialien sage und schreibe zu Staub zerfallen.

Mit einer Ausnahme, es gibt hier, wie fast überall auf dieser Erde, sogenannte „Energiedrinks“. Diese werden in dunkelblaue kleinen PET-Flaschen verkauft. Genau diese Flaschen werden aus einem unerklärlichen Grund nicht gesammelt, von niemandem. So liegen diese Flaschen in unzähliger Zahl herum, denn Abfalleimer gibt es tatsächlich in Bagamoyo und diese werden sogar geleert. Leider macht sich niemand die Mühe einen dieser vielleicht drei an der Zahl, verteilten Entsorgungsmöglichkeit aufzusuchen, schade, aber auch ein wenig verständlich.

 

Abfallverbrennung mit viel altem Holz, welches ebenso entsorgt wurde. Ein TakaTaka Fahrer wird bei nächster Gelegenheit abgebildet.

Das Ende von Kapitel 3

Die Kapitel Eins bis Drei, dienten dazu, um eine kleine Einsicht in unser Leben hier in Bagamoyo-Tansania zu bekommen. Viel von Tansania haben wir noch nicht gesehen. Das Land mit über 60 Millionen Einwohnern hat die unterschiedlichsten Wohnregionen. Die tropische Küstenregion, das trockene heisse Wüstenklime im südlichen Landesinneren oder die höher und dadurch kühleren gelegenen Gebiete oben bei Arusha, kennen wir nur flüchtig oder überhaupt nicht. Noch sind wir nicht wirklich in Tansania umhergereist. Ob wir dies jemals tun, steht aktuell nicht zur Frage. Wir mögen die übersichtliche und ruhige Lage hier in Bagamoyo und brauchen momentan nichts anderes. Die angebotenen Safaris hier im Land, interessieren uns nicht.

Vielleicht reisen wir irgendwann einmal nach Dodoma, um einmal die Hauptstadt von Tansania gesehen zu haben, denn seit März 2024, ist die Anfahrt mit der neu erstellten Zuglinie Dar es Salaam-Morogoro-Dodoma möglich. Obwohl die Reise von gut 442km bis Dodoma, schlussendlich mit  dem Bus wohl einfacher sein wird, wenn es denn überhaupt ein Überlandbus nach Dodoma gibt. 

Welche Reisen wir vielleicht irgendwann einmal machen, ob Tanga, Dodoma oder sogar Sansibar, steht aktuell völlig offen. Nicht die äussere Reise liegt uns am Herzen, sondern viel mehr die innere eigene Reise. Wir werden sehen was kommt.

In einem neuen Kapitel mit dem Titel „Leben in Bagamoyo„, soll der Ort und die hier lebenden Menschen näher betrachtet werden. Wie verdienen sich die Menschen hier ihren Lebensunterhalt, welche Möglichkeiten bestehen hier in Bagamoyo. Wie sich die Menschen hier schlussendlich „selbst Erfinden“ müssen, um zu bestehen. All dies wird seine Zeit benötigen, denn das Ganze soll natürlich mit entsprechendem Bildmaterial unterlegt sein.

Wir sind gespannt ob uns dies gelingt, wir sind zuversichtlich. In diesem Sinne …ein weiteres glückliches und zufriedenes SEIN …all jenen die bis hierher eisern durchgehalten haben 😉

Wolkenformation während einem Sonnenuntergang, welcher immer nur sehr kurz dauert. Die Welt wird in ein rosa Licht getaucht, bevor der Vorhang fällt um am nächsten Morgen erneut voller Tatendrang den Tag zu meistern, am 17. Juni 2024